28
Und als ich heute Morgen die Wäsche sortiert habe, waren alle deine neuen Unterhosen darin, das gabs auch noch nie. Ich bin ganz Ohr.«
»Hast du die Wäsche noch angemacht?«, wollte ich wissen und klang dabei selbst für meine eigenen Ohren befremdlich.
»Na, du hast den Spannungsbogen ja raus. Ist das jetzt die wichtigste aller Fragen?«
»Ein wenig schon«, log ich wahrheitsgemäß. Ich finde, ich sehe ganz gut darin aus und ich würde sie nächste Woche gerne wieder anziehen. Also hast du?«
»Nein.«
»Du hast sie nur sortiert?«
»Ich habe zu spät dran gedacht und bis die Maschine dann fertig gewesen wäre, wären wir schon unterwegs gewesen. Also habe ich sie noch liegen lassen. Wenn du unbedingt willst, kann ich die Kochwäsche noch am Sonntagabend durchlaufen lassen.«
»Papa hätte sie doch auch mal in die Maschine werfen können.« Wenn ich mit Mom sprach, war mein Vater natürlich ein Papa. Alles andere hätte geklungen, als hätten wir ein gestörtes Verhältnis. Was überhaupt nicht der Fall war. Er war nur oft weg. Das störte weder ihn noch mich sonderlich und machte uns in unserem Verhältnis nicht zu Gestörten.
»Das haben wir anders vereinbart, weil ich sehr viel mehr Zeit zu Hause verbringe, und daran halte ich mich. Dein Vater muss sich nicht um die Wäsche kümmern.«
»Klingt nicht sehr emanzipiert.«
»Aber auch nur für grüne Jungen-Ohren. Ich bin so emanzipiert, dass ich es mir leisten kann, darauf zu verzichten, wenn mir danach ist. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Der einzige Mann im Haus, der mich in meinen emanzipatorischen Bemühungen schwächeln lässt, bist du.«
»Was wiederum ganz sympathisch klingt. Machst du die Wäsche noch am Sonntag?«
»Großes, unterdrücktes Indianerinnen-Ehrenwort.«
»Und du hast sie wirklich nur sortiert?«
Jetzt schaute mich Mom eindeutig überrascht an, was eigentlich schon für eine Antwort ausreichte. »Was sollte ich denn sonst
?« Sie stockte und überlegte für einen kurzen Moment. »Du meinst doch nicht etwa, ich wäre auf Spurensuche gegangen?«
»So gewählt hätte ich mich gar nicht ausdrücken können.«
»Darauf zielt also tatsächlich deine Frage ab?« Das war natürlich ein wenig peinlich, aber bei Mom habe ich mir in solchen Situationen immer wieder gesagt, dass mir nichts peinlich sein muss. Das hatte sie mir so beigebracht.
»Um ehrlich zu sein, ja. Ben hat kürzlich erzählt, dass seine Mutter am helllichten Tag mit einer seiner dreckigen Unterhosen zu ihm ins Zimmer gekommen sei, als er gerade Hausaufgaben machte. Und dann habe sie auf einen ziemlich eindeutigen Fleck gezeigt ...«
»Großer, ich habe die Wäsche hundertprozentig nur sortiert. Bunt und Weiß getrennt, Socken und Unterbuchsen nochmal extra für die Kochwäsche. Wenn Bens Mutter wirklich so drauf ist, werden die unterhaltsamen Jahre für die beiden erst noch kommen. Ich kann mich gerade noch beherrschen. Wie bescheuert müsste ich denn sein, deine Unterhosen zu inspizieren?«
»Ziemlich bescheuert, würde ich sagen.«
»Und ist deine Mom ziemlich bescheuert?«
»Nö.«
»Reicht dir das als Antwort?«
»Jep.«
»Mir aber noch nicht. Ich hätte eine Ergänzung, dann ist das auch einmal geklärt. Du kannst hobeln, so viel du willst und es dir Spaß macht. Meinetwegen kannst du deine Zimmerpflanzen damit gießen. Nichts, aber auch gar nichts spricht dagegen.«
(Fortsetzung folgt)