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Auch wenn ich mich bisher noch nicht sehr intensiv mit Baustellen beschäftigt habe.«
»Ein andermal«, sagte er dann. »Vielleicht. Wir müssen.«
Wir waren fast die Letzten, die sich in den Strom einfädelten. Es war ein gutes Gefühl, mit Max zusammen in den Klassenraum zu gehen und sich nebeneinander hinzusetzen. Er machte mich stolz.
Wir hatten uns während der Schulstunden den ganzen Tag irgendwas zu sagen. Es war der schnellste Schultag meines Lebens. Und das Ende der letzten Stunde war erstmals eine Enttäuschung. Es wimmelte von Premieren.
Ich gab den Griff um meine Beine frei und ließ mich nach hinten auf den Rasen fallen. Der Himmel war blau, und die Sonne knallte auf die Erde. Die Luft roch nach Fluss.
Der Freitag kam und damit die Aussicht auf den Ausflug mit Mom. Das war zumindest so ziemlich die beste aller denkbaren Perspektiven, um das nahende Wochenende überstehen zu können.
Als ich zur Schule kam, stand Bella schon am Schwarzen Brett. Nicht zu ihr zu gehen, wäre bescheuert gewesen. Es war offensichtlich, dass sie auf mich wartete. Ich vermutete, sie könnte noch beleidigt sein, was mich nicht zu Freudensprüngen veranlasste. Auch nicht, dass sie jetzt offenbar davon ausging, mich nun ihrerseits am Schwarzen Brett morgens treffen zu können.
»Hallo«, sagte ich und wollte ganz gelassen klingen.
»Na, wie wars?«, war ihre Erwiderung, die gereizt klang.
»Wie war was?«
»Deine Verabredung natürlich. Tu nicht so.«
»Wie du es sagst, klingt es nach Angriff.«
»Und ich bin also hyperempfindlich, was?«
»Ja, bist du, und ich bin es nicht. Ganz einfach.«
»Na, jedenfalls war die Wirkung ja nicht zu übersehen.«
»Wovon sprichst du nun schon wieder?«
»Davon, dass Max dir nicht mehr den ganzen Tag auf den Rücken glotzen musste, weil ihr euch die meiste Zeit unterhalten habt.«
»Vielleicht wollten wir ja weniger auffallen. Was uns damit aber offenbar auch nicht gelungen ist. Bestimmt werden mir das Ben, Luisa und Dani auch bestätigen können.«
»Man, du kannst echt ein Arschloch sein.«
»Jetzt schraub dich mal runter, Bella. Soweit ich das sehen kann, habe ich dir nichts getan, weswegen du mich so anmotzen musst.«
»So siehst du das also?«
»Du etwa nicht?«
»Kannst ja mal die Augen aufmachen, Marius.« Sprachs und verzog sich. Womit ich total einverstanden war. Diese kryptischen Dialoge mit Bella gingen mir mächtig auf den Zeiger. Und wir hatten schon einige davon hinter uns. Worüber ich allerdings nicht lange nachdenken musste.
»Machen wir das hier zu unserem Treffpunkt?«, fragte Max, der wieder ziemlich plötzlich neben mir stand.
»Von mir aus gerne«, sagte ich. »Aber es kann auch anderswo sein, ist mir eigentlich egal. Wie machst du das, dass du auftauchst, ohne dass ich dich kommen sehe?«
»Keine Ahnung, muss an der Tarnkappe liegen. Aber nö, im Ernst. Bis jetzt hattest du immer Damenbesuch, wenn ich kam. Da bist du halt weniger aufmerksam.« Er grinste sein Grinsen.
»Damenbesuch? Wenn ich im Unterricht richtig aufgepasst habe, könnte das in unserem Alter schon als elaborierter Code durchgehen«.
»Findest du? Klingt eigentlich ganz gut verständlich, oder?«
»Hast recht, vielleicht nur etwas antiquiert, was ja nicht dasselbe ist, stimmt.«
»Antiquiert könnte aber dann doch elaboriert sein.«
»Mein Gott, gestern haben wir uns über Baustellen unterhalten, und heute reden wir über elaborierte Codes. (Fortsetzung folgt)