11. März 2023, 08:45 Uhr

Leichtathletik

Mit Gegenwind zur Goldmedaille

Die Büdingerin Leichtathletin Johanna Holzhauer steht bei der Team-DM ganz oben auf dem Siegertreppchen.
11. März 2023, 08:45 Uhr
TFR
Johanna Holzhauer mit der Team-Goldmedaille. FOTO: HOLZHAUER

Erst eingeschränkte Trainingsmöglichkeiten wegen Corona. Dann eine Knie-Entzündung und die Asthma-Diagnose. 2022 ist für die Büdingerin Johanna Holzhauer eigentlich ein gebrauchtes Jahr. Aber nur eigentlich, weil die Leichtathletin des TV Gelnhausen trotz gesundheitlicher Probleme ihren bislang größten Leichtathletik-Erfolg feiert und Gold bei der Team-DM in der Altersklasse U16 gewinnt. Den 11. September wird Johanna Holzhauer wahrscheinlich nie mehr vergessen. Die Leichtathletin aus Büdingen fuhr trotz starker Kniebeschwerden zu den Deutschen Teammeisterschaften nach Hamburg und holte mit der U16-Mannschaft der Startgemeinschaft Darmstadt/Gelnhausen/Wächtersbach Gold. »Weil wir schon in der Qualifikation auftrumpften, wollten wir vorne mitmischen. Dass wir dann ganz oben auf dem Siegertreppchen standen, war schon richtig cool«, erzählt die heute 16-Jährige mit strahlendem Gesicht vom großen Coup im Norden Deutschlands. Schließlich ließ Holzhauers Mannschaft, zu der auch die Aulendiebacherin Ava Martha Brambier gehörte, Leichtathletik-Hochburgen wie Wattenscheid und Leverkusen hinter sich. Die große LG Eintracht Frankfurt musste sich mit der Silbermedaille begnügen.

Gesundheitliche Rückschläge

Bei den Titelkämpfen gingen pro Team jeweils drei Athleten in zehn Disziplinen an den Start. Die zwei besten Ergebnisse pro Disziplin kamen in die Wertung. Jeder Sportler durfte allerdings maximal dreimal starten. Holzhauer, gehandicapt durch ihr Knie, war bei den Lauf- und Sprungdisziplinen raus. Für sie blieben Kugelstoßen und Diskus übrig. Während es beim Kugelstoßen mit 9,50 Meter nicht so gut lief, legte sie beim Diskuswurf mit 25,74 Metern eine neue persönliche Bestleistung hin - und trug somit ihren Anteil zum Triumph bei. Dass die Schülerin des Wolfgang-Ernst-Gymnasiums exakt ein Jahr nach ihrem Vereinswechsel Gold mit dem Team holte, rundete die ganze Sache ab.

Sport treibt Holzhauer seit sie laufen kann. Als kleines Mädchen turnte sie bei Eintracht Glauberg. Später war sie für die Büdinger Turnerschaft als Turnerin und Leichtathletin aktiv. Weil ihr Leichtathletik mehr Spaß bereitet, dachte sie schon Anfang 2020 über einen Wechsel zum TV Gelnhausen nach, »weil dort Anlage, Trainingsgruppen und Trainer noch einmal auf einem anderem Level sind«.

Corona machte ihren Wechselambitionen zunächst einen Strich durch die Rechnung. Nach »knapp zwei verlorenen Jahren« meldete sie sich schließlich im September 2021 beim TVG an - um dann ihre Krankenakte zu füllen. Die Gymnasiastin trainierte in Gelnhausen viermal wöchentlich jeweils anderthalb Stunden in ihrer Mehrkampftrainingsgruppe. Unter anderem erstmals Hürdenlauf. »Irgendwie war das nach der Corona-Pause zu viel für mein Knie. Wegen einer Entzündung konnte ich deshalb von Juni bis Dezember 2022 nur eingeschränkt trainieren.«

Zu allem Überfluss wurde bei Holzhauer auch noch Asthma diagnostiziert. »Ich nehme jetzt regelmäßig Medikamente und habe dadurch meine Atemprobleme im Griff«, betont die 16-Jährige.

Ausdauer-Disziplinen sind trotzdem (noch) nicht so ihr Ding. Glücklicherweise gibt es noch Sprint, Hochsprung, Stabhochsprung, Kugelstoßen oder Diskuswurf. Holzhauer will sich nicht festlegen, liebt die Abwechslung. »Deshalb ist Siebenkampf die beste Disziplin für mich.« Da die 1,70 Meter große und 60 Kilogramm leichte Athletin aktuell wieder voll trainieren kann, freut sie sich auf das aktuelle Wettkampfjahr, das mit einer neuen Kugelstoß-Bestleistung beim Wintercup in Kalbach gut begann. Sie stieß die drei Kilogramm schwere Kugel 10,54 Meter weit. Bei den hessischen Meisterschaften lief es über 60 Meter und im Kugelstoßen weniger gut. Medaillenplätze waren nicht in Sichtweite. Dafür gab es bei den kürzlich ausgetragenen Kreismeisterschaften wieder neue Bestleistungen: 8,71 Sekunden über 60 Meter und 1,40 Meter im Hochsprung.

Erster Siebenkampf steht im Mai an

Ihr erster Siebenkampf steht im Mai auf dem Programm. Davor geht es in das Osterferien-Trainingslager nach Österreich. »Ich fühle mich fit und habe Lust, mit meinen Trainern Martin Kratz, Lars Richter, Helmut Zülch und Johanna Wess hart zu arbeiten«, betont sie. Zusätzliche Motivation geben ihr Trainingspartnerin Louisa Grauel (ebenfalls Jahrgang 2007), die schon Ausrufezeichen auf Bundesebene gesetzt hat, und Zwillingsschwester Charlotte. Sie trainiert nach längerer Verletzungspause ebenfalls in Gelnhausen. »Wir pushen uns gegenseitig. Natürlich herrscht auch eine gesunde Rivalität«, sagen die Zwillinge. Und das beflügelt. Denn Johanna Holzhauer will in diesem Jahr möglichst in jeder Disziplin neue Bestweiten und Bestzeiten aufstellen. Dann sind auch die nächsten Medaillengewinne nur noch eine Frage der Zeit. Von Torben Frieborg



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