. Es ist die große Frage vor dem Start: Wo steht diese neu formierte Mannschaft der HSG Gedern/Nidda? Das vermag selbst Trainer Christian Breiler nicht so recht zu beantworten. Der Saisonauftakt der Drittliga-Handballerinnen aus dem Oberhessischen am Samstagabend (18.30 Uhr) bei der TSG Eddersheim wird erste Anhaltspunkte liefern. Klar ist aber: Das Ziel heißt Klassenerhalt.
Das klingt bescheiden, ist es aber nicht wirklich. Um sicher drinzubleiben, muss mindestens Tabellenplatz sieben her. Ein Rang im Mittelfeld der mit elf Teams bestückten Staffel Süd-West also. Denn aus jeder der fünf Staffeln steigen grundsätzlich die Teams auf den Plätzen acht und darunter ab. Im Südwesten könnte es also vier Klubs erwischen.
Ein Hoffnungsschimmer: Die Achtplatzierten aller Staffeln werden im Modus »jeder gegen jeden« und in Hin- und Rückspielen noch eine Runde um den Klassenverbleib austragen. »Derzeit gibt es für diese Teams zwei offene Plätze«, sagt der Spielkommissionsvorsitzende Andreas Tiemann. Weitere Plätze könnten durch Aufstiegsverzichte oder Rückzüge dazukommen. Deshalb ist sogar eine Klassenverbleibsrunde der Rangneunten nicht ausgeschlossen. Breiler sagt: »Wenn alle da sind, haben wir auf jeden Fall die Möglichkeit, drinzubleiben. Die Qualität und Breite ist insgesamt größer geworden bei uns, das stimmt mich zuversichtlich, dass wir es wieder schaffen.«
Dabei sind die Handballerinnen aus Gedern und Nidda derzeit noch drauf und dran, ihr Fundament neu zu errichten. Auf dem Papier kommt der Umbruch nicht unbedingt als solcher daher. Fakt aber ist: Mit Mittelfrau Hannah Niebergall (Handballpause) ist der Dreh- und Angelpunkt der jüngeren Vergangenheit von Bord gegangen, an ihrem Wirken hing gerade in der Vorsaison das Wohl und Wehe des Breiler-Teams. Außerdem steht in den Sternen, ob Linksaußen-Routinier Isabell Schüler nach ihrem mehrmonatigen berufsbedingten USA-Aufenthalt ins Team zurückkehren wird.
Die Antwort insbesondere auf den Niebergall-Abgang lautet: Variabler und unberechenbarer werden, die Last auf mehrere Schultern verteilen, die Veränderung als Chance sehen. »An unserer Grundidee«, betont Breiler, »ändert sich nichts. Es soll weiterhin unser Markenzeichen sein, mit Tempo nach vorne zu spielen.« Vielleicht sogar aus einer 5:1-Abwehr heraus statt aus einer 6:0-Formation? In der Vorbereitung jedenfalls hat die HSG die offensive Deckungsvariante vielfach ausprobiert. Welche der beiden Systeme nun die Basis sein wird, da möchte sich Breiler vor dem Saisonstart nicht in die Karten schauen lassen. Er sagt: »Letztes Jahr waren wir zu knapp besetzt für eine offensive Abwehr, die ja auch mehr Kraft kostet. Mit dem Personal, das wir jetzt haben, ist das sicher eine Option, um noch mehr Geschwindigkeit ins Spiel zu bringen.«
Zumal gelernte Kräfte für den 6:0-Mittelblock fehlen. Hanna Rösner ist noch im Aufbautraining, soll im Laufe der Saison zurückkehren. Klara Engel hat sich in dieser Woche in Richtung der kanadischen Großstadt Halifax verabschiedet, besucht dort im Zuge eines Stipendiums die Saint Mary?s University und wird erst im Januar wieder zum Team stoßen. Bleibt im Grunde lediglich Leonie Hutin, die sich in den letzten Testspielen mit wechselnden Nebenleuten versuchte.
Bestens besetzt, davon ist Breiler überzeugt, ist indes der Rückraum der Wetterauerinnen. Viele personelle Optionen, eine gute Mischung aus schnellen Spielerinnen, die den Weg in die Tiefe suchen, und solchen, die eher auf ihre Wurfstärke aus der zweiten Reihen setzen. Eva Schneider, die neue Kommandogeberin auf der Mitte, und Sibylle Droll, neu im linken Rückraum, haben ihre Torgefahr in den Tests bereits angedeutet, »sie bringen beide viel Tempo rein«, sagt Breiler.
Und dann ist auch noch Sabine Kaiser, die aufgrund einer Babypause sowie eines Kreuzbandrisses zwei Jahre nicht mitwirken konnte, wieder dabei, aktuell noch vermehrt auf der linken Außenbahn, perspektivisch freilich wieder als Option im Rückraum. Dort, wo auch das mittels Doppelspielrecht aus der B-Jugend des TUS Vollnkirchen verpflichtete Top-Talent Ruslana Litvinov (15 Jahre alt) munter wirbeln soll.
»Wir wollen insgesamt einfach verschiedene Spielerinnen einsetzen können, die das Tempo und die Qualität hochhalten. Das ist natürlich ein Prozess«, weiß Breiler. »Man muss abwarten, wie schnell das alles funktioniert.« Es ist also Geduld gefragt bei der HSG Gedern/Nidda, die nach dem Auswärtsauftakt in Eddersheim am 10. September gegen die HSG St. Leon/Reilingen das erste Heimspiel bestreitet. Von Florian Deis (flo)