. Spontane Feiern sind oft die schönsten! Gerechnet hatte die FSG Biebertal nicht unbedingt damit, sich schon am vergangenen Wochenende zum Meister der Kreisliga A Gießen zu krönen. Doch nachdem das Team von André Weinecker die schwere Auswärtspartie bei Türkiyemspor Gießen klar mit 5:1 für sich entschieden hatte, drang wenig später die Kunde der Niederlage des Tabellenzweiten TSF Heuchelheim II gegen den SV Annerod (3:4) an die Miller Hall durch. Und nachdem der Aufstieg in die Kreisoberliga Süd feststand, wurde die erste Feier noch am Sonntag gestartet.
»Natürlich stand für mich erstmal unser Spiel im Fokus. Die Aufgabe war schwer genug, da Türkiyemspor in dieser Saison zu den positiven Überraschungen gehört. Aber ich habe schon ein wenig darauf spekuliert, dass unser Verfolger sein Spiel dann vielleicht nicht gewinnt, und so kam es ja. Wir haben die Meisterschaft gebührend gefeiert, unser Wirt »Wani« ist spontan »eingeflogen« und hat seine Kneipe für uns geöffnet, nachdem wir zuvor noch durch die Straßen Rodheim-Biebers gezogen sind. Das war schon ein toller Tag, aber natürlich werden wir am Ende der Saison nochmal gebührend feiern«, berichtete der 37-jährige FSG-Coach.
Unkonstant in Hauptrunde
in Dabei hatten die Biebertaler in der Hauptrunde nicht den Eindruck vermittelt, als würden sie in der Meisterrunde um den Titel mitspielen können. Zu unkonstant waren die eigenen Leistungen, zu konstant spielte vor allem Spitzenreiter SV Annerod. Am Ende reichte es nur zu Rang vier, zehn Punkte betrug der Abstand zum Spitzenreiter am Ende des Jahres. Vor allem defensiv war die FSG anfällig und kassierte mit 33 Gegentreffern mehr als der Dritte Türkiyemspor (15) und der Fünfte aus Heuchelheim (14) zusammen. Doch die starke Offensive kaschierte viel, vor allem der ehemalige Hessenliga-Torschützenkönig Rafael Szymanski, der es in der Hauptrunde auf 24 Treffer brachte. »Unser Ziel war es schon, um Platz eins mitzuspielen. Aber Annerod war brutal stark, bei uns kamen zudem personelle Probleme hinzu. Wir haben viel zu viele Gegentore kassiert, und ich muss wirklich sagen, dass uns Rafa da oft gerettet hat und wir uns glücklicherweise auf ihn verlassen konnten«, erinnert sich Weinecker.
Doch ob Rang eins oder sechs war zu Beginn des neuen Jahresegal, als der Start in die Meisterrunde näher rückte, in der alle Teams wieder »bei null« starteten. Doch nachdem die Vorbereitung »katastrophal verlief und die Trainingsbeteiligung mies war« (Weinecker), deutete auch da wenig auf einen »Titelanwärter FSG Biebertal« hin, ehe ausgerechnet ein letztes Testspiel den Wendepunkt der Saison markierte. Dabei endete eine Partie beim Kreisoberligisten Kurdischer FC Gießen 5:5, ein 7:7 oder 9:9 wäre aber ebenfalls im Bereich des Möglichen gewesen.
»Danach habe ich noch lange über dieses Spiel gegrübelt. Ich habe mich auch mit Edu Haid und Sven Döring ausgetauscht. Ich sehe uns hier als Trainer-Trio, in dem sich jeder einbringt«, erinnert sich Andre Weinecker und ergänzt: »Wir haben danach kleine taktische Umstellungen vorgenommen, Rafa als »Leuchtturm« auf die Zehn gestellt, hatten dafür oftmals Jonah Remmel in der Spitze. Am wichtigen war aber die defensivere Herangehensweise. Unser Kapitän Leon Schorge war wieder fit, ebenso wie Jan Niklas Adler. Beide haben in der Zentrale eine wichtige Rolle gespielt. Mit Sven Fischer oder Jan Luca Bolz, der eine bärenstarke Runde spielt, hatten wir auch viel Tempo über die Außenbahnen. Vor allen Dingen stand die Abwehr richtig gut. Seiyithan Aksoy hat sich hier als »Abwehrchef« herauskristallisiert, aber auch Jan Grau, Andreas Schute oder Patrick Scheld haben eine tolle Meisterrunde gespielt. Die Defensive war der Schlüssel.«
Was die Zahlen belegen: Während das einzige »zu Null-Spiel« in 15 Partien der Hauptrunde einem kampflosen 3:0 beim TSV Allendorf/Lahn entsprang, blieb die Weinecker-Elf gegen die Liga-Topteams bereits drei Mal ohne Gegentor, der Treffer Türkiyemspors war der einzige gegen die FSG in den letzten vier Partien. Eine meisterhafte Bilanz!
Und so war in der Meisterrunde schnell abzusehen, dass Chancen auf den Aufstieg bestehen. Nach dem starken Auftakt beim FSV Fernwald II wurde die Villinger Dreier-FSG mit 3:1 bezwungen, ehe der personelle dezimierte Hauptrundensieger SV Annerod mit 6:2 bezwungen wurde. »Man muss sagen, dass die Mannschaft auch noch weiter zusammengewachsen ist. Natürlich helfen Erfolge dabei, dann macht auch alles mehr Spaß. Trotzdem war die Disziplin auf dem Feld entscheidend«, sagt der Meistertrainer, der noch ergänzt: »Für Annerod tut es mir schon leid. Für uns war die Meisterrunde im Nachhinein von Vorteil, für sie das genaue Gegenteil!« Weineckers Team gewann auch das Spitzenspiel bei den TSF Heuchelheim II mit 4:2, ehe die bereits erwähnten drei »Zu Null-Spiele« folgten. Und am vergangenen Wochenende die Krönung mit dem vorzeitigen Aufstieg.
Mit in die Kreisoberliga wird André Weinecker aber nicht gehen. Diese Entscheidung hatte er bereits vor Beginn der Meisterrunde getroffen und dies dem Verein mitgeteilt. Dieser hat in Rafael Szymanski einen Spielertrainer gefunden, der übernehmen wird. Haid und Döring bleiben an Bord. »Das war mir wichtig, dass es da eine gute Lösung gibt. Und dieses Trio ist eine super Lösung. Und wir gehen im Guten auseinander, und da ich mit meiner Familie hier wohne, bin ich immer noch ein Stück weit hier«, erläutert Weinecker, der auch noch Gründe für seinen Abschied benennt. »Um es vorneweg klarzustellen, ist das hier keine Kritik explizit an meiner Mannschaft. Wir haben Pfundskerle hier, auch der Verein hat eine super Arbeit gemacht. Aber ich habe mich mit vielen Trainerkollegen unterhalten und mitbekommen, dass es generell mittlerweile so ist, dass die Prioritäten nicht mehr nur dem Fußball gelten. Was an sich auch okay ist, in mir brennt aber noch zu viel Feuer. Und Dinge umzusetzen, oder einzustudieren, ist halt nicht möglich, wenn kurzfristig Absagen kommen. Es sind ein paar grundlegenden Sachen für mich, weshalb ich mit entschlossen habe, nach der Saison aufzuhören. Ob des Erfolges ist es schade, aber mein Abschied ist selbst gewählt und ich gehe nach einem der größten Vereinserfolge«, beschreibt Weinecker.
Co in Marburg
Langweilig wird dem 37-Jährigen nicht werden, denn kürzlich sagte er seinem ehemaligen Teamkollegen beim SC Waldgirmes, Fabio Eidelwein, zu, als Co-Trainer an dessen Seite beim Verbandsligisten VfB Marburg einzusteigen. Bevor es so weit ist, stehen aber für André Weinecker und die FSG Biebertal noch diverse Feiern an, die sicher genauso schön werden wie die spontane Party am letzten Sonntag.