Mit drei Siegen beim HC Erlangen, gegen die HSG Nordhorn-Lingen und den Bergischen HC im Rücken tritt Handball-Bundesligist HSG Wetzlar am Sonntag um 16 Uhr im Hessen-Derby bei der MT Melsungen an. Es wird ein schwerer Gang für das Team von HSG-Trainer Kai Wandschneider beim Vize-Pokalsieger, der mit viel Frust vom DHB-Pokal-Final4 aus Hamburg zurückgekehrt sein dürfte.
Die letzten Duelle: In der Hinrunde lieferte die HSG gegen Melsungen einen der schwächsten Auftritte der Saison ab. Zur Pause lag die Wandschneider-Sieben mit 7:16 zurück und war chancenlos. Den zweiten Durchgang entschieden die Grün-Weißen zwar mit 18:17 für sich, mussten sich am Ende jedoch mit 25:33 geschlagen geben. »Es gab zwei Auftritte dieser Art in der Hinrunde«, so Wandschneider. »Das war der Heimauftritt gegen Melsungen und auswärts bei den Rhein-Neckar Löwen.« Selbstredend wollen Mannschaft und Trainerteam ihre Sache am Sonntag besser machen, doch man weiß bei der HSG auch, dass die MTM im Derby in den letzten Jahren die Nase vorn hatte. »Die wissen, sie können sich offensichtlich zwar gegen Mannschaften wie Stuttgart oder Balingen Ausrutscher leisten, aber niemals gegen Wetzlar«, erklärt Wandschneider. »Daher sind sie gegen uns immer mit der entsprechenden Einstellung bei der Sache.«
Frust und Druck bei Melsungen: Am Freitag zerstörte der TBV Lemgo Lippe den Melsunger Traum vom ersten Titel beim DHB-Pokalfinale in Hamburg. Mit großen Ambitionen angereist und nach einem kräftezehrenden Halbfinale gegen die TSV Hannover-Burgdorf, fiel den Nordhessen im Finale zu wenig ein, um den »Underdog« in Schach zu halten. Vor allem die schwache Angriffsleistung brach der MT das Genick. Ratlosigkeit bei Kai Häfner direkt nach der Partie, der seinem Team jedoch beim Interview mit Sky den Willen bescheinigte, »das Ding unbedingt holen zu wollen«. Reihenweise vergaben Nationalspieler wie Häfner, Julius Kühn oder Tobias Reichmann ihre Chancen. »Gefühlt hat Lemgo alles besser gemacht«, musste auch Melsungens Keeper Silvio Heinevetter bei Sky eingestehen. So sind die Melsunger darauf angewiesen, das große Ziel Europapokal über die Platzierung in der Bundesliga zu realisieren. Zudem gehört es zum Selbstverständnis der MT, in der Endabrechnung der Tabelle vor den Wetzlarern einzulaufen. Der Kader verspricht Europa, doch die Realität sieht anders aus. Bei einem Heimsieg tauscht Melsungen mit der HSG die Plätze in der Tabelle und erhält sich damit die Chance auf einen Europapokalplatz. Melsungen muss weiter Gas geben. Coach Gudmundur Gudmundsson hat in kurzer Zeit einen Kraftakt zu vollbringen, um seine Mannschaft vor allem mental wieder in die Spur zu bringen. Ob die Kraft nach den beiden Pokalspielen reicht, ist ein zweites Thema. »Ich freue mich aufs Derby«, sagt Wandschneider. »Ich bin stolz auf unsere Mannschaft. Es ist großartig von uns, dass wir am 33. Spieltag gegen Melsungen spielen und mit der MT punktgleich sind.«
Stellt die HSG ihren Punkterekord ein? Der resultiert aus der Saison 2016/2017 und liegt bei 41 Punkten. »Wir tun gut daran, nur von Spiel zu Spiel zu denken«, wiegelt Wandschneider ab. Sechs Spiele stehen für sein Team noch aus, darunter neben Melsungen in Balingen und Magdeburg und gegen Essen, Leipzig und Minden. »Ich sage, die 36 Punkte sind sensationell«, führt Wandschneider weiter aus. »Natürlich wollen wir noch Punkte holen, das will jeder Spieler, das wollen die Trainer. Ich ziehe den Hut vor Flensburg, ich ziehe den Hut vor Kiel, ich ziehe den Hut vor Magdeburg, aber den Vogel haben wir wieder abgeschossen. Und zwar jetzt schon. Wir wollen das natürlich krönen, aber wir wollen erst mal versuchen, in Melsungen was zu holen. Und dann sehen wir weiter.«
Personal: Mitte der Woche blieb Kristian Björnsen dem Training zwei Tage wegen den Nachwirkungen der Covid-Impfung fern. Ivan Srsen war nach einer schweren Bronchitis noch angeschlagen. Bei beiden ist Wandschneider in puncto Einsatz am Sonntag jedoch optimistisch. Damit würden nur die Langzeitverletzten Stefan Cavor, Olle Forsell Schefvert und Alexander Feld ausfallen. Die Wetzlarer müssen weiter improvisieren, während Melsungen mit voller Kapelle auflaufen kann. »Wir wollen alles raushauen, was wir draufhaben und es besser machen als im Hinrunden spiel«, so Wandschneider.