Früher war manches anders. Ddas Handwerk hat sich gewandelt und ändert sich weiterhin. Die Freundschaft indes ist so fest wie früher: Helmut Rückauf und seine Kumpel haben sich mithin schon lange auf den Althandwerkernachmittag gefreut. »Wir sind mit unseren Frauen hier«, erzählt der Jubilar aus Nidda.
Einer guten Tradition folgend ehrt die Kreishandwerkerschaft des Wetteraukreises an diesem Tag Althandwerker mit dem silbernen und dem goldenen Meisterbrief. Urkunden erhalten Persönlichkeiten, die seit 40 und 50 Jahren ihren Meister haben, aber auch die 60-jährigen Jubilare bekommen den wohlverdienten Applaus. »Es ist uns eine Ehre und eine Pflicht, der wir sehr gerne nachkommen«, sagte Kreishandwerksmeister Werner Ulowetz. Ort ist die Wetterauhalle in Wölfersheim, Unter den Gästen waren Andreas Brieske von der Handwerkskammer Wiesbaden, Landrat Jan Weckler und Bürgermeister Eike See.
Ulowetz blickt auf seine Lehrzeit zurück: Damals habe man den Rohbau über den Winter trocknen lassen - ein Handwerker nach dem anderen tat seine Arbeit. Heute sei es anders, werde ein Neubau innerhalb kürzester Zeit fertiggestellt. »Ich bin der Meinung, dass es damals entschleunigter war«, sagte er. Der Kreishandwerksmeister ging auf die Meisterpflicht ein. »In zwölf von 52 Handwerksberufen, in denen sie 2004 abgeschafft wurde, soll sie wieder eingeführt werden«, erklärte er. Die Politik habe erkannt, dass es ohne den Meister keine Gewährleistung für die Qualität gebe.
Rückgrat der Gesellschaft
»Das Handwerk braucht Beispiele wie Sie«, unterstreicht Kammer-Vizepräsident Brieske. Der Meister sei etwas Großartiges und öffne unzählige Türen. Diese Qualifizierung trage auch maßgeblich zur Sicherung des eigenen Berufsstandes bei, denn der Meistertitel befähige dazu, auszubilden. »So lebt das Handwerk von Generation zu Generation und wird gewiss nicht jedem in die Wiege gelegt«, sagte Brieske. Schließlich sei es nicht einfach, »das Rückgrat der Gesellschaft und der Volkswirtschaft zu sein«. Wie Landrat Weckler schildert, könne er sich eine konjunkturelle Abschwächung für die Wetterauer Handwerksbetriebe derzeit nicht vorstellen. »Das Handwerk schafft bleibende Werte«, betont er. Handwerk und andere Wirtschaftszweige stünden vor einer sehr großen Herausforderung. In den nächsten fünf bis zehn Jahren scheiden so viele Personen altersbedingt aus dem Arbeitsleben aus wie nie zuvor in der BRD.
Auch Bürgermeister See gratuliert. »Handwerker tragen eine hohe Verantwortung und sind für die Gesellschaft von enormer Bedeutung.« Die junge Generation profitiere von deren Erfahrung. Für die Bauprojekte der Städte und Kommunen seien die Wetterauer Handwerker eine wichtige Säule. Nachdem er seinen Goldenen Meisterbrief erhalten hatte, strahlte Kraftfahrzeugmechaniker Rückauf. »Ich und meine drei Kumpel haben vor 50 Jahren die Meisterprüfung gemacht. Seitdem sind wir dick befreundet.« Die Urkunden erhielten bei ihnen einen Ehrenplatz.