Wer Konzerte des Bad Nauheimer Regenbogenchores häufiger hört, stellt immer wieder fest, dass es dem ältesten A-cappella-Chor aus der Kernstadt gelingt, seine Konzerte den räumlichen Möglichkeiten angemessen wirkungsvoll zu gestalten.
Bei seinem ersten Konzert in der Erasmus-Alberus-Kirche geht es denkbar eng zu, denn die Gemeindemitglieder kommen zahlreich in das Gotteshaus, um den Chor aus Bad Nauheim zu hören.
Dirigent Michael Weber hat wieder ein Programm zusammengestellt, das musikalisch einen weiten Bogen spannt vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart und das die klangliche und gestalterische Vielfalt seines Ensembles unterstreicht. Ein bunter Reigen aus Weihnachtsliedern, Kantaten und Motetten aus unterschiedlichen Kulturen. Speziell mit den alten Meistern wie dem Nürnberger Hans-Leo Haßler, mit dessen »Cantate Domino« das Konzert eröffnet wird, und den kirchenmusikalischen Höhepunkten »Exaltabo Te« von dem Römer Giovanni Battista Casali und »Locus iste« von dem Österreicher Anton Bruckner, bietet Weber seinem Chor prächtige Gelegenheiten, seine klanglichen Qualitäten zu entfalten.
Dazwischen begegnen dem musikbegeisterten Zuhörer immer wieder Stücke, die schon Interpreten mit großen Namen hatten, wie »Gabriels Message«, das von Sting gesungen zum Welthit wurde. Oder »Caroling, Caroling«, welches einst Nat King Cole schon in die Hitlisten gebracht hat.
Diesen Musikern erweisen sich die Sängerinnen und Sänger als ebenbürtig. Die vielfältigen musikalischen Darbietungen werden von Chormitgliedern unterhaltsam und informativ moderiert. Eine gelungene Einlage lieferte Nina Brodt mit ihrem Beitrag »Die Geschichte vom Lametta«, die viele Erinnerungen bei den Zuhörern auslöst.
Dirigent Weber fordert überraschend seine musikpädagogischen Fähigkeiten, als er in kürzester Zeit seinem Chor und den Zuhörern den dreistimmigen Kanon »Ding, dong Bell« beibringt, der ihm ganz plötzlich eingefallen sei, wie er seinen verdutzten Sänger/innen und Zuhörern erklärt. Der begeisterte Beifall nach erfolgreicher gemischter Chor-Zuhörer-Darbietung, belegt seine Chorleiterqualitäten.
Auch eine Erstaufführung bringt der Chor nach Bruchenbrücken. Zum ersten Mal wird »Ein Neues Weihnachtslied« des erst 45-jährigen Meisters der A-cappella-Chormusik, Oliver Gies, vorgetragen. Darin geht der Komponist und Textdichter hart ins Gericht mit dem Weihnachtskommerz. Allerdings erzeugt der Chor auch große klassische Weihnachtsstimmung, wenn beispielsweise das weltbekannte »Stille Nacht, heilige Nacht« als spanisch-deutsche Version »Noche de paz« erklingt und zum Schluss das »Weihnachtswiegenlied« des englischen Zeitgenossen John Rutter mit einem fulminanten »Ave Maria« ins Finale geht.
Wer keine Gelegenheit hatte, das Konzert des Regenbogenchores in Bruchenbrücken zu besuchen, bekommt am Samstag, 22. Dezember, um 19.30 Uhr die Möglichkeit, den Regenbogenchor in der St.-Michaelis-Kirche in Klein-Karben ebenfalls bei freiem Eintritt zu hören.