Am Montag sind im Gronauer Gemeindehaus die Sektkorken geknallt. Dort hat Anna Wenzel bei einem Empfang mit allen Gratulanten auf ihren 90. Geburtstag angestoßen. Die Glückwünsche der Stadt Bad Vilbel überbrachte Ehrenstadtrat Günther Bodirsky. »Mit der Familie und Freunden gehen wir abends essen«, sagte die Jubilarin.
Die Gronauer kennen ihre Mitbürgerin bereits seit 72 Jahren. Allerdings nicht unter ihrem Taufnamen Anna, sondern als Anneliese. Warum dies so ist, erklärt das Geburtstagskind so: »Beim Standesamt registriert und getauft bin ich als Anna. So hieß meine Tante. Meine Mutter hieß Elisabeth. Damit es in der Familie nicht zum Streit kam, wurde mit meinem Rufnamen Anneliese ein Kompromiss geschlossen.«
Landdienst in Niederdorfelden
Geboren ist Anna »Anneliese« Wenzel 1929 in Niederlahnstein bei Koblenz. Der Vater war Rheinschiffer, die Mutter Hausfrau. »Bis zu meinem 14. Lebensjahr habe ich in unserem Dorf die Volksschule besucht.« Danach meldete sie sich im Kriegsjahr 1943, wie viele andere Jugendliche ihrer Generation, zum Landdienstjahr - ein Pflichtjahr für Mädchen und Frauen im nationalsozialistischen Deutschland. Zusammen mit vier anderen Mädchen kam sie nach Niederdorfelden. Dort arbeitete sie tagsüber »bis die Amerikaner kamen« im März 1945 bei der Bauernfamilie Schott in der Schäfergasse.
»Geschlafen haben wir in einer Baracke«, berichtet sie. Beim Tanzen im Saal der ehemaligen Gaststätte Kröger in Gronau lernte sie ihren späteren Mann Albrecht Wenzel kennen. Das Paar heiratete 1947 standesamtlich im Rathaus Niederdorfelden. Pfarrer Horst Broscheit traute die jungen Leute danach im Gronauer Pfarrhaus. Ihre gemeinsame Tochter Rosemarie wurde 1948 geboren, Sohn Harald 1953. Eingeheiratet hatte Anna Wenzel in »einen landwirtschaftlichen Betrieb mit einem großen Haus, in dem viele Leute und Helfer wohnten«, die alle bekocht und betreut werden wollten.
Protestantin geworden
Kindererziehung, Haushalt, die Arbeit auf dem Hof und auf dem Feld bestimmten viele Jahre den Alltag der Jubilarin. Der Kontakt zur Familie Schott im Nachbarort bestand bis zum Tod der Bauersleute. Kurz vor der Konfirmation von Tochter Rosi konvertierte die Katholikin zum evangelischen Glauben. Heute freut sie sich auf den in jeder zweiten Woche stattfindenden Frauenkreis.
Seit 1993 ist Anna Wenzel Witwe. Seit vielen Jahren gehört Zeitungslektüre für sie zum Start in den Tag. Zu ihrem Geburtstag wünscht sie sich vor allem eins: Gesundheit. »Ich wünsche mir, weiterhin geistig und körperlich so fit zu bleiben wie bisher.«