Der Treffpunkt zum Gespräch hat etwas Symbolisches, denn der Pavillon mit Pizza-Ofen ist gemeinschaftsstiftend für die Bewohner von Höingen. Die drei starken Frauen des Ortsbeirats tragen zum guten Zusammenleben in dem kleinsten Vogelsberger Dorf bei, das wird im Gespräch mit Ortsvorsteherin Petra Gemmer und den Beirätinnen Renate Stegerhoff-Raab sowie Stefanie Rossbach deutlich.
Das Dorfleben hat sich über die Jahre gewandelt, wie Rossbach am Beispiel der Windkraft-Debatte verdeutlicht. Denn seit einer Planänderung gilt ein Teilbereich Höingens nicht mehr als Mischgebiet, sondern als Wohngebiet. Die Folge: Es gelten niedrigere Grenzwerte für Lärm, auch den von Windkraftanlagen. Mit dieser Planänderung wurde aber nur nachvollzogen, wie die Realität in dem Dorf inzwischen schon längst aussieht. Aus einem Bauerndorf ist ein Wohndorf für Familien geworden.
Allerdings ist eine weitere umstrittene Windkraftanlage in Planung, die im Grenzbereich zu Deckenbach aufgestellt werden soll. »Das war in den vergangenen Jahren auch ein Thema im Ortsbeirat«, berichtet Stegerhoff-Raab. Über den Bauausschuss der Stadtverordnetenversammlung hat das Gremium Einfluss auf die Stellungnahmen der Stadt genommen.
Glasfaseranschluss mit TNG?
Hilfreich war der Kontakt zu einer Bürgerinitiative in Amöneburg, denn der bestehende Windpark steht im Nachbarkreis und soll in den Vogelsbergkreis hinein erweitert werden. Nun ist der Ortsbeirat eingebunden in die Diskussion um die Nutzung von Feldwegen für die Bauarbeiten.
Ein akutes Thema in Dorf und Ortsbeirat ist der Glasfaseranschluss der Haushalte. Zur Zeit gibt es nach Angaben von Petra Gemmer eine Zustimmungsquote von 66 Prozent für den Anschluss durch die Firma TNG. Wie Stegerhoff-Raab ergänzt, ist ein solcher Internetanschluss für viele Höinger interessant, die dann von zuhause aus arbeiten könnten. Glasfaserleitungen bis ins Haus gelten als »Quantensprung« für bessere Verbindungen. Positiv wertet man, dass die Telekom einen Verteiler im Ort installiert hat. Dadurch sei die Übertragungsqualität bereits deutlich besser geworden.
Ein guter Internetanschluss ist für viele Menschen wichtig, wenn sie einen Bauplatz oder ein Haus suchen. Die Nachfrage nach Häusern im ländlichen Raum ist in Coronazeiten gestiegen, das merkt man auch in Höingen, sagt Gemmer. Im Ort steht kein bewohnbares Haus leer.
Auf die Frage, was das Leben in Höingen so attraktiv macht, antwortet Petra Gemmer: »Hier leben viele unterschiedliche Menschen und es herrscht eine große Toleranz.« Stegerhoff-Raab sieht als Vorteil eines so kleinen Ortes, dass fast jedes Haus in Ortsrandlage steht. »Man ist schnell im Grünen, zum Herunterkommen nach der Arbeit«, so Rossbach.
Kein Haus steht leer
Man legt auch Wert darauf, zusammenzukommen. Im vergangenen Jahr haben Ortsbewohner zusammengelegt, um einen Pizza-Ofen zu errichten. Hinter dem Gemeinschaftshaus steht das gute Stück in einem geräumigen Pavillon.
Die Wiese am Gemeinschaftshaus soll nun noch um einen Spielplatz bereichert werden. Das war schon Thema im vorherigen Ortsbeirat, das Gremium nahm die Diskussion nach der Kommunalwahl wieder auf.
So hat der Ortsbeirat eine Umfrage im Dorf angestoßen, welche Spielgeräte gewünscht werden. Dabei geht es auch darum, ein gutes Angebot für unterschiedliche Altersgruppen zu schaffen.
Am Ende kristallisierte sich heraus, dass eine Nestschaukel, eine Rutsche und ein Boden-Trampolin am besten passen würden. »Das ist attraktiv für Kinder bei Festen im Gemeinschaftshaus, dann können sie sich bewegen«, sagt Rossbach. Positiv sehen die Beiratsmitglieder, wie viel den Höingern an solchen Gemeinschaftsaktionen liegt.
Das zeigt sich in der Bereitschaft, mit einer Spende zum Bau des Spielplatzes beizutragen. Nun hoffen die drei Frauen, dass über das IKEK-Programm ein solcher Treffpunkt möglich wird.
Den Gemeinschaftssinn haben die drei Ortsbeiräte im Blick, wenn sie für das nächste Frühjahr eine Aktion »Saubere Landschaft« vorschlagen. Das soll auch das Bewusstsein dafür schärfen, dass alle dafür verantwortlich sind, die Landschaft sauber zu halten. Und es stärkt den Gemeinsinn.