20. April 2021, 21:47 Uhr

Protest gegen Lkw auf Radweg

Die Bauarbeiten für die A 49 haben einschneidende Folgen für die Landschaft zwischen Homberg und Appenrod. Jetzt protestieren Radfahrer und die Grünen gegen eine Nutzung von Wirtschafts- und Radwegen durch Lkw. Die Baugesellschaft und Bürgermeisterin Blum betonen, alles sei klar geregelt.
20. April 2021, 21:47 Uhr
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Von Joachim Legatis
Barbara Schlemmer und Christiane Helm (Grüne) mit Christian Endres und Hubert Alexander (v. l.) an der Gabelung der Radwege am Meiserholzweg. Die Autobahntrasse verläuft im Hintergrund. FOTOS: JOL

Hubert Alexander und Christian Endres stehen an der Kreuzung zweier Radweg und schauen auf die permanent vorbeirumpelnden Schlepper und Lkw voller Erdaushub. Rund um den Meiserholzweg zwischen der Kernstadt und Appenrod, wo die passionierten Radfahrer vor Kurzem noch in die Pedale treten konnten, ist nun eine riesige Baustelle. »Ich habe schon tausendmal die Stadt informiert, dass das hier gefährlich für Radfahrer ist. Es wird seit drei Wochen gebaut, und erst seit wenigen Tagen ist das Radwegzeichen abgeklebt«, sagt Endres.

Die beiden kritisieren, dass die Baufahrzeuge auf der Baustelle für die A 49 nicht wie zugesagt die geräumte Trasse nutzen. Vielmehr sind sie auch auf den angrenzenden Feld- und Radwegen unterwegs. Auf der Strecke von Dannenrod nach Niederklein sind Schlaglöcher in der Piste entstanden, die vorher nicht da waren. Im Bereich des Meiserholzwegs nach Maulbach haben die Baufahrzeuge den Sicherheitsabstand zu Radlern nicht eingehalten. Zudem sei die Strecke oft verschlammt.

Die Kritik nimmt Barbara Schlemmer von den Grünen auf. Die Nutzung der Wirtschaftswege sei nicht im Planfeststellungsbeschluss enthalten und damit nicht zulässig. Zudem gebe es noch keine Einigung mit der Stadt darüber, wer nach Abschluss der Arbeiten die Wiederherstellung bezahlt. Kritisch sieht sie, dass die schweren Fahrzeuge auch über eine im Erdreich verlegte Gasfernleitung rollen. Sie befürchtet, »dass es zu einer Explosion kommen kann«.

Nach Angaben Schlemmers sollte die Nutzung der Feldwege durch die Autobahnbauer eigentlich Gegenstand eines Tauschhandels werden. Für eine Genehmigung sollten Lärmschutzwälle für die Anwohner gebaut werden. »Nun gibt die Stadt das Faustpfand aus der Hand«, sagt Schlemmer.

Dass die Lkw ohne Genehmigung rollen, weist die Autobahnbaugesellschaft zurück. Generell sind alle Wegenutzungen und Transporte mit behördlichen Genehmigungen unterlegt und entsprechen den Vorgaben, wie die A 49-Autobahngesellschaft mit Sitz in Schwalmstadt mitteilt. Dies gilt auch für die benutzten Feld- und Radwege. Ihre Wiederherstellung sei nach Abschluss der Arbeiten auf Rechnung der Bau-ARGE mit der Stadt Homberg vertraglich vereinbart. Im Übrigen versuche die Baufirma, bei Abstimmungsbedarf im Verlauf der Bauarbeiten im Dialog mit den zuständigen Gemeinden vertretbare Lösungen zu finden. So auch bei dem angesprochenen Panoramaradweg: Bau-ARGE und die Stadt haben sich auf eine Umleitungsregelung für den Radverkehr ab dem 19. April verständigt.

Claudia Blum bittet um Verständnis

Bürgermeisterin Claudia Blum bestätigt, dass es während der Bauphase der A 49 zu Einschränkungen der Wegenutzung kommen werde. Aktuell betreffe dies die Radwege RW1 und PAN, dafür bittet sie um Verständnis. »Wir sind in Abstimmung mit den Baufirmen und versuchen die Einschränkungen so gering wie möglich zu halten, Alternativen zu finden und die Beeinträchtigungen abzumildern.«

Im Zuge der Arbeiten sind zwei auch als Radwege genutzte Wirtschaftswege nicht mehr für Radfahrer passierbar. Dies betrifft den Meiserholzweg vom Radwegekreuz in der Mitte des Weges Richtung Maulbach und den Weg am Söhrnteich nach Appenrod. Die Beschilderung des PAN-Weges hat die Stadt geändert. Die Routenführung der Antriftsee-Tour, die am Söhrnteich entlangführte, ist ebenfalls geändert.

Die Routen sind frühestens nach Fertigstellung der Überführungen über die Trasse am Meiserholzweg und im Bereich des Diebachsgrabens zwischen Appenrod und Dannenrod wieder nutzbar. »Um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten, bin ich als Straßenverkehrsbehörde tätig geworden und habe veranlasst, dass die Beschilderung angepasst wird«, erläutert Blum.

Die Trasse der A 49 durchschneidet den Meiserholzweg. »Auf der Trasse und auf entlang der Trasse angelegten Baustraßen dürfen sich die Baufahrzeuge bewegen, da dies durch die Planfeststellung festgelegt ist und es für die betroffenen Grundstücke Besitzüberlassungen gibt.« Die Nutzung der städtischen Feldwege wurde durch die Stadt im November 2020 genehmigt. »Die erforderliche Dokumentation zur Beweissicherung liegt vor und die Genehmigung kann widerrufen werden.«

Die Bürgermeisterin weist Vorwürfe zurück, dass durch die Genehmigung der Feld- wegenutzung die Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung missachtet würden und eine Verhandlungsbasis gefährdet wird. »Die Genehmigung erfolgte als laufende Verwaltungstätigkeit deutlich vor den Beschlüssen der Stadtverordnetenversammlung am 10. Dezember 2020 und den weiteren Beschlüssen am 24. und 25. Februar 2021.« Eine mögliche Strategie wurde erstmals in der Magistratssitzung am 23. März thematisiert. Zu dieser Sitzung war der Ältestenrat eingeladen.

Beim Meiserholzweg und dem Weg am Söhrnteich handele es sich um Wirtschaftswege, die dem land- und forstwirtschaftlichen Verkehr dienen. Dies solle auch während der Bauarbeiten möglichst lange gewährleistet bleiben. Die zusätzliche Radbeschilderung sei aufgrund der genannten Umstände entfernt und ausgekreuzt worden. Die Nutzung als Radweg sei zunächst nicht mehr möglich. »Selbstverständlich werden beschädigte Wege wieder instand gesetzt. Im Flurbereinigungsverfahren wird ein Wege- und Gewässerplan erstellt. Wir werden uns in den nächsten Monaten über ein neues Radwegekonzept Gedanken machen und ich hoffe, dass sich die Tourismuskommission einbringt«, berichtet Blum.



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