Nach dem Eingang eines Notrufs soll die Feuerwehr innerhalb von zehn bis 15 Minuten am Einsatzort eintreffen, das besagt die sogenannte Hilfsfrist in Hessen. Diese gilt nicht nur für Berufsfeuerwehren, sondern auch für die freiwilligen Wehren. Die Gemeinde Mücke hat in jedem ihrer zwölf Ortsteile eine freiwillige Feuerwehr. »Wir sind sehr gut aufgestellt, das läuft bei uns«, sagt Bürgermeister Andreas Sommer im Gespräch mit dieser Zeitung.
Rückblickend betrachtet könne das Feuerwehrjahr 2022 als ein »Brandjahr« bezeichnet werden, sagt Gemeindebrandinspektor (GBI) Martin Schlosser. »Jedes Jahr hat so seine Eigenheiten.« So kam es unter anderem zu sechs Großbränden im Gemeindegebiet.
Einer der Großbrände war ein Vollbrand in Höckersdorf, erinnern sich die beiden. Vom Hauptstützpunkt in Nieder-Ohmen ist man dort nicht ganz so schnell. Dadurch, dass die Wehren in jedem Ortsteils sind, habe man sofort reagieren können. Gegenseitige Unterstützung gebe es natürlich nicht nur bei den Mücker Wehren. So würde die Gemeinde bei Bränden auf großer Fläche beispielsweise von Homberg oder Grünberg unterstützt und auch selbst andernorts helfen. Zudem habe man eine gute Zusammenarbeit mit der Firma Parker.
Im Vorjahr kamen die Mücker Feuerwehren mit dem Katastrophenlöschzug auch nach Cölbe (Landkreis Marburg-Biedenkopf) sowie nach Dillenburg (Lahn-Dill-Kreis), um bei Waldbränden zu helfen. Sommer befürchtet: »Waldbrände werden auch künftig ein Riesenproblem sein.« Schlosser ergänzt: Die Gegensätze sind ein Problem. So habe man im Sommer durch die Hitze mit extremer Trockenheit zu kämpfen, zu anderen Jahreszeiten wiederum mit durch Starkregen oder Schnee ausgelöstem Hochwasser. Somit gewinne auch der Katastrophenzug eine neue Bedeutung.
2022 sind die Mücker Feuerwehren insgesamt 126 Mal ausgerückt. Während die meisten wohl bei der Feuerwehr zunächst an die Brandbekämpfung denken, ist das Aufgabenfeld viel größer. So waren nur 52 der 126 Einsätze 2022 der Kategorie Brandbekämpfung zuzuordnen.
So ist die Feuerwehr in Mücke im vergangenen Jahr unter anderem zu 19 Verkehrsunfällen aufgebrochen. Direkt dahinter mit 18 Einsätzen zu Öl auf den Straßen gerufen worden. Schlosser sagt: »Das ist ein leidiges Thema. Dabei ist oftmals kein Verursacher bekannt.« Demnach auch niemand der die Kosten übernimmt. Dabei könne so etwas auch über die Versicherung laufen. Und das Öl zu beseitigen, ist aus mehreren Gründen wichtig. So sorgt dieses nicht nur für Rutschgefahr und damit für Unfälle, sondern es könnte auch ins Grundwasser versickern.
Ein weiterer Schwerpunkt, der auch in diesem Jahr weiter vorangetrieben wird, ist die Vorbereitung auf eine Mangellage oder Multiple Lage. Im Fall eines längeren Stromausfalls, des »Blackouts«, sollen die zwölf Feuerwehrstützpunkte als Leuchttürme fungieren. Sie sollen dann die Anlaufstellen für die Menschen in Mücke sein und sind 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche besetzt. So dienen sie etwa als Wärmeinsel und stellen Wasser zur Verfügung. Des Weiteren soll es über die Leuchttürme möglich sein, einen Notruf abzusetzen. Daher bereite sich die Feuerwehr in Kooperation mit der Verwaltung und dem Vogelsbergkreis mit einer entsprechenden Notfalleinsatzplanung auf einen Blackout vor.
Dennoch solle jeder im Hinterkopf haben, dass die Feuerwehr nicht immer alles leisten könne. Daher sei es wichtig, dass auch die Bevölkerung Vorkehrungen treffe. Für richtiges Handeln in Notsituationen gibt es zudem einen Ratgeber mit einer Checkliste vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Diesen können sich die Bürger auch bei der Gemeinde abholen.
Sommer sagt: »Wir leben alle so, als könnte man immer alles bekommen, doch das ist in einer Notsituation nicht der Fall.« Schlosser ergänzt: »Die Gefahr eines Blackouts besteht nicht nur seit dem Krieg in der Ukraine.« So war in der Vergangenheit beispielsweise ein Dorf in Bayern über mehrere Tage ohne Strom, ausgelöst durch eine Schneedecke. »Strom kann immer mal ausfallen.« Besonders wichtig sei in solchen Situationen die Versorgung mit Trinkwasser. Daher hat die Gemeinde Stromaggregate angeschafft, um Wasser aus den tiefen Brunnen fördern zu können.
Ein anderer Aspekt, der die Feuerwehr im vergangenen Jahr beschäftigt hat, war beispielsweise die Ersteinrichtung für die Unterbringung der Flüchtlinge aus der Ukraine im Dorfgemeinschaftshaus in Flensungen. »Das wäre ohne Ehrenamt nicht zu bewältigen gewesen«, sagt Sommer.
Der GBI sagt: »Wir müssen stets flexibel auf neue Dinge reagieren. Das macht die Arbeit interessant, aber auch schwierig.« Generell bleibe ein Einsatz spannend, und nie genau planbar. Das wichtigste sei stets: Das beim Einsatz Leben gerettet und möglichst niemand verletzt werde.
Um die bestmöglichen Voraussetzungen zu haben, brauche es nicht nur »Männer- und Frauenpower«, sondern auch eine gute Ausrüstung. Für dieses Jahr steht daher neben dem Ausbau des Feuerwehrstützpunktes in Atzenhain auch die Anschaffung eines Mittleren Löschfahrzeuges auf dem Plan sowie ein Staffeltanklöschfahrzeug für Nieder-Ohmen. Für einen guten Überblick führt die Mücker Feuerwehr einen genauen Plan, was wann angeschafft wurde, und was benötigt werden könnte.
Auch künftig wolle die Gemeinde an allen Standorten festhalten, und diese finanziell unterstützen. Zudem gebe es auch genügend Nachwuchs. Sommer weiß: »Die Feuerwehr ist auch ein kultureller Baustein im Ortsgeschehen.« In diesem Jahr richtet Mücke das Jubiläum des Kreisfeuerwehrverbandes aus.