Nachdem der Weg bereits bereitet schien, kam zum Ende des Jahreswechsels 2021/2022 die deutlich gesteigerte Kostenschätzungsprognose. Aus ursprünglich anvisierten 65 Millionen Euro waren je nach Variante plötzlich 90 beziehungsweise 100 Millionen Euro geworden.
Um den Bau bezahlbar zu machen, musste eine neue Planungsrunde gedreht werden, blickt Görig zurück. Herauskam ein um 2500 bis 3500 Quadratmeter reduzierter Neubau mit einem Planansatz von 75 Millionen Euro. Das war im April vergangenen Jahres. Dieser Plan wurde seither auch weiterverfolgt und soll sobald als möglich in die Umsetzung gehen. Möglich sei die Kostenreduktion neben vielen kleinen Punkten durch die zwei Hauptpunkte externe Küche und den Verbleib des Krankenhausmanagements im Bestand geworden. Nun werde ein Gebäude mit 7614 Quadratmetern Nutzfläche gebaut.
Nach aktuellem Stand werden die Baukosten aufgrund der Inflation und gestiegenen Preise 83,6 Millionen Euro betragen. Die notwendige europaweite Ausschreibung wurde am 16. November 2022 veröffentlicht. Bis zur Abgabefrist am 22. Dezember hätten sich elf Unternehmen als Generalplaner beworben. Diese würden nun ihre Lösungsansätze vorstellen. Die späteste Abgabe sei der 16. Juni 2023.
Weil in die Planungen auch das vorhandene medizinische Versorgungszentrum und Teile des Altbaus miteinbezogen werden müssten, müssten die Bewerber einen exakten Plan mit allem vorstellen, was sich noch drum herum befinde. Von den elf Bewerbern kämen dann drei in die engere Auswahl. Der frühestmögliche Vertragsabschluss sei der 14. Juli. Ab dann habe der ausgewählte Generalplaner über ein Jahr Zeit. »Die Bauphase beginnt Mitte 2025. Geplant sind zweienhalb Jahre Bauzeit. Die Eröffnung erfolgt hoffentlich im Mai 2028«, sagt Görig. Er habe zwar stets betont, dass er den Spatenstich noch in seiner Amtszeit erleben wolle, aber daraus werde nun nichts mehr. Dass der Bau nun etwas später erfolge, sei vor dem Hintergrund der anstehenden Krankenhausreform sogar ein Vorteil.
Auch wenn sich die Reform noch im Gesetzgebungsverfahren befinde, habe man die Änderungen in den Planungen berücksichtigen können - auch wenn vieles in der Reform im Detail noch nicht geklärt sei. »Das betrifft vor allem die angestrebte ›Ambulantisierung‹«, erläutert Mischak. Das bedeute, dass sich künftig bei zahlreichen Operationen die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus verkürzt, weil viel mehr ambulant erfolge. Daher könne man nun auch die Bettenzahl reduzieren.
Auch wie die Finanzierung des Neubaus erfolgt, ist mittlerweile in weiten Teilen geklärt. Unbekannt bleibt bislang jedoch die Höhe der Förderung durch das Land und welche Bedingungen daran geknüpft sind. Fest stehe jedoch, dass die pauschale Förderung für Krankenhäuser jährlich auf 600 000 Euro verdoppelt werde. Diese Mittel könne man zur Darlehensreduzierung nutzen, sagt Görig.
Das seien dann auf 25 Jahre gerechnet schon einmal 15 Millionen Euro. Hinzukämen die bislang noch nicht abgerufenen Mittel aus dem Kommunalen Investitionsprogramm (KIP) in Höhe von 13 Millionen Euro. »Somit haben wir schon einmal 28 Millionen Euro, und es fehlen noch etwa 52 Millionen Euro, die wir selbst tragen müssen«, fügt Mischak an. Sie hoffen aber noch auf weitere Mittel vom Land.
Schließlich habe das Eichhof-Krankenhaus in Lauterbach seit dem Jahr 2004 mehrere 10 Millionen Euro an Zuschüssen bekommen - plus 400 000 Euro jährlich Sicherstellungsauftrag, und zwar seit Jahren. Hinzu komme, dass die Rhön-Klinikum AG, zu der auch das Uniklinikum Gießen und Marburg (UKGM) gehört, 500 Millionen Euro erhalte. »Dann muss es auch Geld für Alsfeld geben«, sagt Görig.
»Wenn wir einen Eigenanteil von 25 bis 30 Millionen Euro haben, können wir das gut finanzieren. Schwierig würde es für uns bei 50 Millionen. Wir müssen auch in andere Infrastruktur wie etwa Schulen investieren«, so Mischak.
Sowohl Mischak als auch Görig hoffen, dass sich die Baubranche in der nächsten Zeit ein wenig konsolidiert. Außerdem gehe man davon aus, dass die Tilgung durch die sinkenden Betriebskosten des Neubaus bedient werden kann.
Im Detail führte Görig aus, wie die medizinischen Betriebskosten derzeit bezahlt werden und was sich in Zukunft ändern soll. »Diese Finanzierung ist sehr verzwickt. Aber für uns als Grundversorger ist die Reform ein Schritt in die richtige Richtung. Wir sind auf einem guten Weg und lassen uns nicht mehr aufhalten«, so Görig. »Es ist auch ganz egal, was das Land macht und in welchem Umfang es unterstützen wird, das Haus wird gebaut«, betont Mischak.
Beim Land sieht man die Sache ein wenig anders. »Wir stellen fest, dass seitens des Landes derzeit über die Mittel aus dem Kommunalinvestitionsprogramm (13 Millionen Euro) hinaus keine konkrete Zusage bezüglich weiterer Fördermittel besteht und bestehen kann«, so das Hessische Ministerium für Soziales und Integration.
Inwieweit der geplante Neubau in Alsfeld über das Sonderinvestitionsprogramm (Gesamtvolumen je 40 Millionen Euro 2023 und 2024) beziehungsweise über das Förderprogramm zur Darlehenstilgung zusätzlich gefördert werden könne, werde zu prüfen sein. »Hier muss der Förderaufruf abgewartet werden.«
»Nach Veröffentlichung werden den Krankenhausträgern Gespräche angeboten und die Förderkriterien für das Sonderinvestitionsprogramm sowie das Darlehensprogramm erläutert«, heißt es.
Eine pauschale Förderzusage gebe es nicht. Auch die vom Landtagsabgeordneten Michael Ruhl getätigte Aussage könne man so nicht bestätigen. Dieser hatte einen Zuschuss in Millionenhöhe für den Neubau in Aussicht gestellt.