04. November 2021, 08:00 Uhr

Setzungen auf Müllberg

Großer Schaden an Alt-Deponie Nieder-Ohmen

Die Schäden an der alten Kreismülldeponie Nieder-Ohmen sind größer als bislang bekannt. Auf dem abgedeckten Müllberg hat sich eine Fläche von rund 800 Quadratmetern abgesenkt.
04. November 2021, 08:00 Uhr
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Von Joachim Legatis
Der alte Müllberg der ehemaligen Kreismülldeponie Nieder-Ohmen ist abgedeckt und mit Gras bewachsen, nun treten größere Setzungen auf FOTO: RS

Große Photovoltaikanlagen in der Landschaft, speziell auf gutem Ackerboden, sind nicht so populär. Deshalb klingt ein Vorschlag der Mücker Grünen zur Nutzung der ehemaligen Mülldeponie Nieder-Ohmen für diesen Zweck sinnvoll. Allerdings bekommen die Aussichten einen Dämpfer, denn die Oberfläche hat sich weiter gesenkt, deshalb muss der Abfallberg wohl erst saniert werden.

Das wurde in der jüngsten Sitzung der Versammlung des Abfallverbands ZAV bekannt. Eine Gefahr für das Grundwasser besteht nicht, wie Vorsteher Dieter Boß versicherte. Am Rande der Sitzung kündigte Grünen-Vertreter Dr. Udo Ornik an, dass der Vorschlag zum Bau der PV-Anlage weiter betrieben wird. In Sitzung der Verbandsversammlung in Lauterbach teilte Boß mit, dass bei Messungen eine »Verebnungsfläche« in einem etwa 800 Quadratmeter großen Bereich festgestellt wurde. Dort sei der Untergrund abgesackt und nun habe der alte Deponiekörper eine Delle, aus der Wasser in den Untergrund sickern kann. Es sei eine Überprüfung notwendig, ob die Oberflächenabdichtung noch intakt ist. Sie soll im nächsten Jahr durchgeführt werden.

Giftige Gase

Wenn eine Sanierung notwendig ist, werde das nicht billig. Die Setzungen deuten sich bereits seit 2019 an, wie Boß weiter erläutert. Es gibt auf der Deponie Nieder-Ohmen weiteren Reparaturbedarf. In den Entwässerungsgräben sind an vier Stellen Sanierungen erforderlich.

Auswirkungen auf das Grundwasser bestehen nicht, wie Proben zeigen, die zweimal jährlich aus den Beobachtungsbrunnen gezogen werden. Schadstoffmessungen an der Oberfläche ergeben keine Hinweise auf Verunreinigungen der Luft.

Damit reißt die Diskussion um die Nutzung der im Jahre 1987 geschlossenen Deponie nicht ab. Bereits im September vergangenen Jahres hatte Dieter Boß Sanierungsmaßnahmen angekündigt. Sie fußen auf umfangreiche Untersuchungen, die in ein Sanierungskonzept gemündet sind. Die neuen Setzungen müssen nun eingearbeitet werde.

In den Jahrzehnten seit der Schließung der vormaligen Kreismülldeponie 1987 ist der Deponiekörpers mit einer Abdeckung versehen worden. Danach gab es mehrfach Versuche, einen Nutzen aus dem weitläufigen Areal zu ziehen. Bereits 1992 wurde geprüft, ob das Deponiegas in Strom umgewandelt werden kann.

Die OVAG baute dafür am Fuß der Deponie ein kleines Technikgebäude, um die über ein Rohrleitungssystem gesammelten Gase zu reinigen. Denn in den Jahrzehnten vor der Deponieschließung waren dort unterschiedliche Abfallarten zusammen abgelagert worden, wie es inzwischen aus Gründen des Umweltschutzes nicht mehr möglich wäre.

Doch aus der Verwertung des Deponiegases wurde nichts, weil giftige Furane ausströmten, derer man auch mit sehr hoher Verbrennungstemperatur am Ausgang des Prozesses nicht Herr wurde. Deshalb konnte das Gas nicht sicher aufbereitet und energetisch genutzt werden.

2019 wurde ein neuer Versuch der Energiegewinnung auf der Altdeponie unternommen, Wenn man schon den Inhalt des Deponiekörper nicht hatte nutzen können, wollte man zumindest die Oberfläche auf einem Areal von 84 000 Quadratmetern für eine Fotovoltaikanlage nutzen. Es gab eine längere Suche nach Investoren, und am Ende sollte die Energiegenossenschaft Vogelsberg (EGV) in Kooperation mit der OVAG Energie AG zum Zuge kommen.

Aber der Untergrund erwies sich als nicht geeignet für eine Freiflächenanlage. Von zu viel Ausgasungen des vergrabenen Mülls und von Setzungen im Untergrund war die Rede. In den Boden gerammte Stützen einer Photovoltaikanlage könnten zudem die Abdeckfolie beschädigen.



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