22. Dezember 2020, 21:43 Uhr

Corona-Hilfe mit Lieferdienst

Die Gefahr, sich mit dem Coronavirus anzustecken, bleibt hoch, wie der erneute Lockdown zeigt. Das trifft besonders ältere und kranke Menschen, die davor zurückschrecken, in einem Lebensmittelmarkt einkaufen zu gehen. Ein Ausweg ist der Lieferdienst, den Gewerbeverein, Rotes Kreuz und Gemeinde Feldatal auf die Beine gestellt haben.
22. Dezember 2020, 21:43 Uhr
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Von Joachim Legatis
Drei der Aktiven im Lieferdienst für Coronazeiten: Gitti Klaus, Gerlinde Stein, Lucia Klaus mit Marktleiter Andreas Beyeler (v. l.). FOTO: JOL

Die Infektionszahlen schießen seit Wochen nach oben, die Politik reagiert mit einem Herunterfahren des öffentlichen Lebens. Doch für manche Menschen mit gravierenden Erkrankungen ist auch das nicht genug. Sie scheuen selbst den Gang in den Lebensmittelmarkt, um eine Ansteckung zu vermeiden. Und manches deckt die Nachbarschaftshilfe im Dorf nicht mehr ab.

Deshalb dürften etliche ältere Feldataler froh sein über den Lieferdienst, wie er in der Großgemeinde besteht. Das Prinzip ist einfach. Bis um 13 Uhr kann man im Markt seiner Wahl anrufen, dann werden die gewünschten Lebensmittel im Tegut-Markt in Kestrich, im Getränkemarkt in Kestrich, bei Edeka Scharmann in Köddingen oder bei Edeka in Stumpertenrod zusammengepackt und nachmittags zwischen 17 und 19 Uhr ausgeliefert.

Die Fahrerinnen und Fahrer in den Service sind Berufstätige, die nach der Arbeit noch ehrenamtlich tätig werden, wie Michael Schneider vom Gewerbeverein erläutert. Koordiniert wird der Service über eine digitale Gruppe.

Acht Aktive und vier Märkte beteiligt

Seit dem Beginn der Corona-Pandemie im März gibt es den Einkaufsdienst, der vom Gewerbeverein, der Ortsgruppe vom Deutschen Roten Kreuz und der Gemeinde auf die Beine gestellt wurde. »Es klappt sehr gut«, freut sich Michael Schneider, der über die Bürgerbus-Initiative des Gewerbevereins eingebunden ist.

Inzwischen ist die CoronaHilfe Feldatal auch ein Anlaufpunkt im Vogelsbergkreis der landesweiten Initiative »hessen-helfen«.

Andreas Beyeler vom Tegut- Markt in Kestrich sieht den Service »als sinnvolle Ergänzung in einer etwas schwierigen Situation« an.

Zurzeit umfasst die Gruppe sechs bis acht Aktive, die bei Bedarf die Lebensmittel ausliefern. In Köddingen und Stumpertenrod wird der Nachschub an Lebensmitteln intern geregelt, vom Kestricher Markt werden ein bis drei Lieferungen täglich ausgefahren, sagt Beyeler. »Viele verbinden das mit einer Bestellung beim Getränkemarkt.« Er plaudert gerne mit den Kunden am Telefon, »sie erzählen auch mal einen Schwank aus ihren Leben, das ist recht familiär«.

Der Lieferdienst ist für die besonders Betroffenen der Pandemie gedacht. Manche haben auch schlicht kein Auto für den Einkauf zur Verfügung. Dabei sind die meisten Feldataler aber über die klassische Nachbarschaftshilfe im Dorf gut versorgt. »Es sind jeden Tag mehrere da, die für den einen oder anderen mit einkaufen«, so Beyeler.

Inzwischen hat sich die Einstellung in der Bevölkerung zu einer möglichen Infektion geändert, hat Beyeler beobachtet. Noch während der ersten Welle im Frühjahr kamen Kunden mit Handschuhen »und einem Extra-Schal« in das Geschäft. Inzwischen habe sich aber gezeigt, dass eine Ansteckung beim Einkauf eher unwahrscheinlich ist.

Ein Grundgefühl der Angst bei kranken und älteren Menschen bleibt aber. Beyeler wird so auch angerufen, wenn Kunden erfahren wollen, zu welchen Zeiten wenig los ist. Den Lieferdienst sieht er als wichtige Ergänzung: »Die Zusammenarbeit klappt sehr gut.«

Es gebe einige Menschen, die sagen: »Ich kann sonst nicht einkaufen«. Zumal immer häufiger Menschen wegen eines Corona-Falls in der direkten Umgebung in Quarantäne müssen.

Für ihn bedeutet das Ganze zusätzliche Arbeit, die nebenher erledigt werden muss. Es ist dem Marktleiter aber wichtig, das zu machen, auch wenn es »reiner Goodwill« ist.



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