Steffi hält das Messer noch in der Hand, als ihr ein wunderbarer Gedanke kommt: »Der Alte muss weg!« Zwar geht es anfangs nur um eine Fernsehsendung, wenig später allerdings entwickeln Steffi und ihre Freundinnen einen teuflischen Plan. Carla Berling, Autorin von »Der Alte muss weg«, spann ein unterhaltsames Mordkomplott, das sie im Rahmen des Gießener Krimifestivals vortrug. Es war die erste von sechs Lesungen im Netanyasaal. Berlings Zuhörer folgten ihr mit Vergnügen. Im Publikum saßen übrigens erstaunlich viele Männer - »wahrscheinlich, um Gegenstrategien zu entwickeln«, wie Festivalleiter Uwe Lischper schmunzelnd erklärte.
Jeder zweite Mord bleibt unaufgeklärt, jeder dritte wird überhaupt nicht bemerkt. Diese Erkenntnis aus der Fernsehsendung ist es, die Steffi und ihre Freundinnen auf den Pfad der Untugend bringt. Sie alle sind es leid, in ihrem gut situierten Leben zu verharren. Sie haben teure Küchen, ein schmuckes Reihenhaus und ein scheckheftgepflegtes Auto, aber das Leben ist öd und langweilig. Der Ehemann löst Kreuzworträtsel, das Sexualleben hat schon lange jeden Reiz verloren. Wenn man ihn doch nur loswerden könnte, überlegen Steffi, Elfie, Zita und die anderen. Die Komfortzone zu verlassen, bedeutet aber auch, ein Risiko einzugehen. Nur: Will man die perlweiße Küche und die finanzielle Absicherung verlieren? Eher nicht.
Die Idee zu »Der Alte muss weg« kam Autorin Berling, als sie in einem Café in Köln-Rodenkirchen, einem wohlhabenden Kölner Stadtbezirk, saß. Am Nebentisch saßen ein paar Damen in modisch gesteppten Daunenjacken, tranken das eine oder andere Aperölchen und zogen über ihre Männer her. Als Vorlage für die im Buch verwendeten Figuren hat Berling Personen aus dem realen Leben »zusammengebastelt«. Urlaubsbekanntschaften fanden Verwendung, auch Autobiografisches. Ich war mal »Meeresstrandsammlerin«, bekennt die Autorin unter Hinweis auf eine Textpassage.
Obwohl gebürtig aus Ostwestfalen, hat Berling ihre Elfie mit einem wunderbaren Kölner Akzent ausgestattet. Köln ist die Wahlheimat der Autorin. Beim montäglichen Treffen der Freundinnen im Brauhaus klagen Steffi, Elfie und Zita mal wieder über ihre lästigen Ehemänner. Aber: Wie sie entsorgen ohne eigene Nachteile zu erleben? Da erinnert sich Steffi an die Vielzahl der unaufgeklärten Morde. Es gibt ihn anscheinend doch, den perfekten Mord. Elfie und Steffi sind geradezu elektrisiert, als sie in Rizinussamen das ideale Mordinstrument entdecken. Fein zermahlen und unters Müsli gemischt, das muss doch funktionieren ... Wie es ausgeht, hat die Autorin bei der Lesung natürlich noch nicht verraten. Interessant übrigens: Wenn im Publikum gelacht wurde, waren meistens Frauenstimmen zu hören.