Wie gut, dass Molière die Erfolgskomödie »Der eingebildete Kranke« lange vor der Gesundheitsreform geschrieben hatte (uraufgeführt 1673), denn die Hauptfigur Argan würde heutzutage sicherlich eine Kostenexplosion verursachen und das Budget seines Arztes alleine aufbrauchen. Das Hofgut-Theater Rabenau in Odenhausen brachte die Fassung von Edgar Reinhardt für zwei Darsteller. Er selber spielte den Argan, Sofie Hirdt seine Dienerin Toinette. Der Saal war vollständig ausverkauft, die Darsteller überzeugten, Hirdts schauspielerische Leistung war traumhaft.
Die kluge Dienerin
Kein Wunder, dass der Hessische Rundfunk auf Kandidatensuche für die zweite Staffel seiner neuen Dating-Show »3 Zimmer, Küche, Date« einen Kameramann geschickt hatte, der einige Szenen mit Hirdt einfing. Sie gab sich derart aufgekratzt und voll komischer Mimik, als ob es zusätzlich einen Bühnenpreis zu gewinnen gäbe.
Die Rolle des Simulanten war dagegen eher undankbar. Überwiegend monoton durfte derjenige räsonieren, jammern, meckern, meist im Sessel auf etlichen Kissen ruhend. Einige Male kam auch er in Rage. Zwei »Gymnastikeinlagen« konterkarierten die Rolle des vermeintlich Kranken.
Reinhardts Fassung betont die offenkundige Willkür der ärztlichen Behandlung seinerzeit. Hauptsache man war in der Gilde der sich Ärzte nennenden Menschen aufgenommen. Dann konnte man frei Schnauze diagnostizieren. Abgesehen davon spielt die Dienerin die äußerst denkfreudige Intellektuelle, die offenbar klüger scheint als die hochgelobte Ärzteschaft. Am Ende gelingt es Toinette, den Ärzteverschleiß zu beenden und Argans Tochter Angelique braucht keinen Auserwählten mehr für diese Rolle zu heiraten. Aus dem eingebildeten Kranken wird nun selber ein Arzt. Herrlich! Dicker Schlussapplaus.