- Zwar sind die Lecks im Fernwärmenetz im Wetzlarer Westend repariert - drei Stück an der Zahl. Auf Wärme warten die Kunden des Versorgers EAB nach eigenen Angaben aber weiter. Denn: Nach wie vor sind die Leitungsstränge der zuletzt von Ausfällen betroffenen Straßenzüge abgeschiebert. Sie müssten wieder geöffnet werden, um zunächst zu prüfen, ob die Reparaturen erfolgreich waren und alle Lecks gefunden sind. Nach Beginn des vorläufigen Insolvenzverfahrens über die EAB fragt man sich im Westend aber, wer die technischen Anlagen des Unternehmens jetzt überhaupt bedienen darf.
In seiner Eröffnungsverfügung hatte das Amtsgericht Mannheim geschrieben: »Verfügungen der Schuldnerin über Gegenstände des schuldnerischen Vermögens sind nur noch mit Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters wirksam.« Will heißen: Die EAB-Geschäftsführung, das Ehepaar Dreyer, ist entmachtet. »Aus unserer Sicht ist völlig klar, dass jetzt der Insolvenzverwalter am Zug ist. Er muss dafür sorgen, dass wieder Druck in die Leitungen kommt«, sagt Stadtrat Norbert Kortlüke (Grüne).
Die Reparaturarbeiten an drei Stellen des Wärmenetzes sind beendet. Am Nachmittag des Heiligen Abends schloss das von der Stadt angeworbene Fachunternehmen seine Tätigkeit ab. Dass es auch an Weihnachten kalt blieb und - wenn man den Berichten der Betroffenen glaubt - bis heute kalt ist, das liegt wohl am zeitlichen Ablauf der Geschehnisse rund um die EAB. Über deren Insolvenz wird in Wetzlar schon seit Monaten offen gesprochen. Es dauerte allerdings bis zum 23. Dezember um 14 Uhr, ehe das Amtsgericht Mannheim das vorläufige Insolvenzverfahren über die EAB eröffnete und den Rechtsanwalt und Sanierungsexperten Professor Lucas Flöther zum Insolvenzverwalter bestellte.
Damit endet zwar nicht die Geschichte der EAB als Firma. Ihre Geschäftsführer dürfen aber nicht mehr eigenständig handeln. Flöther ist neuer de-facto-Chef. Und damit auch derjenige, der im Westend wieder Druck auf die Leitungen geben kann, ist man im Rathaus überzeugt. In der kurzen Zeit vor dem Fest konnte man das nicht erwarten, hört man aus der Dezernentenetage. Aber jetzt, nach Weihnachten, wäre man doch sehr froh, wenn sich bald etwas tun würde. »Die Frage für uns ist jetzt: Wer drückt den Knopf?«, formuliert es ein Anwohner in der WhatsApp-Gruppe »EAB-Opfer«. Pascal Reeber