- Zwei Morde und ein Einschussloch im Schaufenster - alles hängt miteinander zusammen, vermuten die Ermittler. Dieser Ansatz kam am Mittwochabend in der ZDF-Sendung »Aktenzeichen XY… Cold Cases« zur Sprache, wo Kriminalhauptkommissarin Jana Weisenfeld von der Kripo Friedberg und der Gießener Oberstaatsanwalt Thomas Hauburger bei Moderator Rudi Cerne zu Gast waren. Sie wollen die Taxi-Morde an Christel Rink und Horst Krug aufklären, die Ende der 80er Jahre die Wetterau erschütterten.
Fünf Schüsse und Gewalt mit Stein
Wie Staatsanwaltschaft und Polizei am Tag nach der Ausstrahlung informierten, seien bislang 50 Hinweise im ZDF-Studio in München und bei der Kriminaldirektion Wetterau eingegangen. »Jedem Hinweis wird nachgegangen, um die Taten, auch nach dieser langen Zeit, aufzuklären« schreiben Polizei und Staatsanwaltschaft. »Es gibt durchaus vielversprechende personenbezogene Hinweise«, konkretisierte Staatsanwalt Volker Bouffier. Personenbezogen bedeute, dass es um das Phantombild gehe, das den Mann zeigen soll, der am 20. Mai 1989, vier Tage nach dem Mord an Christel Rink, den Inhalt eines Schließfaches in der Frankfurter Hauptwache abholen wollte und dann flüchtete. Das Schließfach war zu diesem Zeitpunkt bereits abgelaufen und geleert worden. Zum Inhalt gehörten Gegenstände von Rink und eine Pistole des Typs »Frommer Baby«.
Taxifahrer Horst Krug war am 30. Oktober 1988 auf dem Parkplatz des Bad Nauheimer Usa-Wellenbades mit 34 Messerstichen getötet worden. Die Reichelsheimer Taxifahrerin Christel Rink starb am 16. Mai 1989 auf einem Feldweg in der Gemarkung Florstadt. Sie fuhr mit dem Täter vom Friedberger Bahnhof in Richtung Altenstadt und wurde mit fünf Schüssen aus einer Pistole des Typs »Frommer-Baby« getötet. Anschließend schlug der Täter mit einem Pflasterstein auf ihren Kopf ein.
Zwischen den beiden Morden - nämlich in der Nacht auf den 6. Dezember 1988 - wurde auf das Schaufenster einer Apotheke in Assenheim geschossen - mit einer »Frommer Baby«-Pistole. Wie in dem Film bei »Aktenzeichen XY« zu sehen war, hatte sich die Polizei den Fall Rink 2018 erneut vorgenommen und dabei mögliche Verbindungen zum Mord an Krug und zum Schuss auf die Apotheke entdeckt. Die These: Beim Mord an Krug hatte der Täter noch keine Pistole, deshalb die Messerstiche. Direkt nach der Tat raubte er den Ermordeten aus, stahl unter anderem die »Frommer Baby« aus dem Taxi, mit der später auf die Apotheke geschossen und Christel Rink ermordet wurde.
In beiden Fällen waren die Opfer Taxifahrer. Der Täter stieg jeweils nachts zu und lotste das Opfer an einen einsamen Ort. Wie Hauburger erläuterte, seien beides Raubmorde gewesen, die Ermittler gehen von einem Einzeltäter aus.
»Wir gehen davon aus, dass der Täter damals, Ende der 80er Jahre, einen Bezug zum Raum Friedberg und Bad Nauheim gehabt haben muss. Entweder hat er dort gewohnt oder er hat sich dort regelmäßig aufgehalten. Er kannte sich dort aus, wusste, wo er mit den Opfern hinfahren konnte«, sagte Hauburger im ZDF. Auch Frankfurt, wo das Taxi nach dem Mord an Christel Rink abgestellt worden war und sich das Schließfach befand, könnte ein Ankerpunkt gewesen sein. agl/Fotos: pm