13. Januar 2023, 21:51 Uhr

Nach Urteil weitere Igel gequält?

13. Januar 2023, 21:51 Uhr
Avatar_neutral
Aus der Redaktion
Mehreren Igeln wurden die Läufe zusammengebunden. Die Tiere verhungerten oder wurden ertränkt. ARCHIVFOTO

- Der Prozess um den Igel-Quäler aus der Wetterau geht in die zweite Runde: In der Zeit zwischen 2020 und 2021 fielen seiner perfiden Art Tiere zu quälen, mindestens 32 Igel und zwei Kaninchen zum Opfer. Dafür verhängte das Amtsgericht Friedberg im Juli 2022 eine Haftstrafe von zwei Jahren und zehn Monaten.

Seit Donnerstag wird das Verfahren vor dem Landgericht Gießen neu verhandelt, da der 36-Jährige gegen das Urteil Berufung eingelegt hatte. Sein Verteidiger Jürgen Häller begründete dies mit dem sehr hohen Strafmaß und mit inhaltlichen Fehlern des Urteils.

In den Jahren 2020 bis 2021 tauchten immer wieder Tierkadaver von Igeln, Kaninchen und Katzen an öffentlichen Plätzen und an der Usa rund um Ober-Mörlen auf, verpackt in Plastiktüten oder Plastikeimern. Die Körper wiesen eindeutige Spuren von einem qualvollen Ende auf: Gefesselte Läufe, Knochenbrüche oder Quetschungen des Fells. Die Untersuchungen ergaben, dass die Tiere verhungerten oder ertränkt wurden. Mittels einer DNA-Spur konnte der Tierquäler ermittelt werden. Bei der Wohnungsdurchsuchung bot sich den Beamten ein grausiges Bild. Inmitten einer völlig vermüllten Ein-Zimmer-Wohnung hing an einem Gummizug eine Zange, in der ein trächtiges Igelweibchen eingeklemmt war. Direkt unter ihm stand eine mit Wasser gefüllte Schüssel, in der ein zweites Igelweibchen um sein Leben schwamm. Im Bad wurden stark verweste Igel und Kaninchen gefunden. »Das war Folter«, sagte die Veterinärmedizinerin Dr. Evelin Jugl als Sachverständige.

Taten zugegeben

Immer wieder kam der Mann seit 2002 mit dem Gesetz in Konflikt, häufig wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz, aber nie wegen Tierquälerei. Das psychiatrische Gutachten hatte ihm zwar eine Persönlichkeitsstörung bescheinigt, die jedoch nicht die Schuldfähigkeit beeinträchtige. Eine Therapie hatte der Gutachter im Rahmen des ersten Prozesses empfohlen. Dem ist der Angeklagte nachgekommen, er befindet sich in einer stationären Therapieeinrichtung. Der dortige Psychiater sieht in seinen Taten Anzeichen psychotischer Schübe. Und auch in einem Entlassungsschreiben einer Klinik, in der er sich 2022 kurzzeitig befand, tauchten derartige Begriffe auf.

Der 36-Jährige gab sämtliche Taten zu. Heute könne er es nicht mehr verstehen, warum er das getan habe. Als Motiv nannte er seinen Drogenkonsum und seine soziale Isolation in jener Zeit. Dazu steht im Widerspruch, dass nach der Urteilsverkündung im Juli erneut massakrierte Igel gefunden wurden. Es wurde ein weiteres Verfahren gegen den Mann eingeleitet, das noch nicht abgeschlossen ist. bac



0
Kommentare | Kommentieren

Bilder und Videos