Nele Neuhaus hat die Story, die im Frankfurter Verlagsmilieu spielt, über Jahre hinweg entwickelt. Fertiggeschrieben hat sie das Buch im Frühsommer dieses Jahres. Jetzt sind die Druckfahnen gelesen und die Autorin sitzt entspannt in ihrem Haus in Bad Soden und nippt an einer Tasse Tee.
Vorbei sind die Zeiten, in denen Nele Neuhaus in den Tagen vor einer Buchpremiere täglich im Internet nach der Anzahl der Vorbestellungen forschte und Bestsellerlisten durchforstete. Dass ihre Taunus-Krimis mittlerweile millionenfach verkauft und in 30 Sprachen übersetzt werden, mache sie stolz, sagt die 54-Jährige. Die Erfolge in Echtzeit mit ihren Fans in den sozialen Netzwerken zu teilen, habe sie aber längst aufgegeben. Der Facebook-Account »Nele Neuhaus und ihre Bücher« ist geschlossen, die Homepage der Autorin seit Monaten unverändert. Einzig auf Instagram gibt es hin und wieder ein Foto aus Neuhaus’ Schreiballtag. 750 Fans folgen ihr auf diesem Kanal.
»Mein Leben ist zur Ruhe gekommen«, sagt Nele Neuhaus. »Das hat mir gutgetan.« Mit ihrem zweiten Mann, Matthias Knöß, und dessen 14-jähriger Tochter lebt sie zurückgezogen in Neuenhain. Selbst den Corona-Lockdowns, als von jetzt auf gleich alle öffentlichen Auftritte abgesagt werden mussten, habe sie etwas Positives abgewinnen können, sagt sie. »Ich musste mich selbst nicht so stark unter Druck setzen. Das war eine Befreiung.«
So soll es in Zukunft auch bleiben. Sie werde bei der Buchpremiere von »In ewiger Freundschaft« in Hofheim dabei sein, die Frankfurter Buchmesse besuchen und zum Hamburger Krimifestival kommen, kündigte Nele Neuhaus im Gespräch mit der »Frankfurter Rundschau« an. Monatelange Lesereisen wolle sie aber nicht mehr absolvieren. »Dafür bin ich einfach nicht der Typ«, sagt sie.
Welt der Lektoren und Verleger
Ihren neuen Taunus-Krimi beschreibt Nele Neuhaus als »humorig und nicht ganz so düster« wie die neun Bände davor. Witzige Details wie den Umstand, dass Chefpathologe Henning Kirchhoff nun selbst Krimis schreibt, habe sie eingebaut, Spots aus ihrem eigenen Leben verarbeitet - etwa die Zeit, in der sie nach der Schule in einer Werbeagentur in Frankfurt gearbeitet habe und jeden Tag an einem imposanten Gebäude in der Schillerstraße vorbeigegangen sei. Im neuen Taunus-Krimi ist es der Sitz des Verlagshauses Winterscheid.
Der Roman gebe Einblicke in die Welt von Lektoren, Autoren, Verlegern und Agenten, sagt Nele Neuhaus. Ausgangspunkt ist ein Fall, der Anfang der 1990er Jahre in Frankfurt spielt und dessen Spuren Pia Sander und Oliver von Bodenstein im Jahr 2018 unter anderem auf die französische Insel Noirmoutier führen. Zu den Schauplätzen des Buches gehört auch Bad Soden, wo Neuhaus Anregungen quasi vor der Haustür findet. Inspiriert habe sie unter anderem ein altes Haus an der Königsteiner Straße, an dem sie auf Spaziergängen mit ihrem Hund Aki vorbeigekommen sei, erzählt sie. Im Roman ist die Straße umbenannt, doch das Haus ist so beschrieben, wie es da steht.
Alle neun Taunus-Krimis, die Nele Neuhaus in den vergangenen 15 Jahren geschrieben hat, wurden für das ZDF verfilmt. Mit den Drehbüchern, die teilweise Handlung und Charaktere grundlegend veränderten, war die Autorin längst nicht immer einverstanden. Mittlerweile hat sie sich selbst mehr Einfluss auf die Filme gesichert und mit Benjamin Benedict von UFA Fiction einen neuen Produzenten gefunden.
Vorgänger-Krimi bei München gedreht
Der Zweiteiler nach Motiven ihres letzten Taunus-Krimis »Muttertag« wird im Februar 2022 im ZDF gezeigt. Regie führte erstmals Felix Herzogenrath. Auf der Besetzungsliste stehen bekannte Namen wie Harald Krassnitzer, Cornelius Obonya und Sophie von Kessel. Nicht mehr dabei ist Felicitas Woll. Annika Kuhl hat die Rolle der Kriminalkommissarin Pia Sander an der Seite von Oliver von Bodenstein übernommen, der weiterhin von Tim Bergmann dargestellt wird.
Originalschauplätze im Taunus wird das Publikum in der ZDF-Verfilmung von »Muttertag« kaum zu sehen bekommen. Wegen der Corona-Pandemie und mangelnder Hotelkapazitäten sei der Film weitgehend in und rund um München gedreht worden, sagt Nele Neuhaus. »Das war auch für mich eine Überraschung. Ich bin schon gespannt, wie ein Taunus-Krimi in bayerischen Wäldern aussieht.«