Wiesbaden - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert schneller Corona-Schutzimpfungen für das pädagogische Personal an Hessens Schulen. Nach einer Schätzung des Kultusministeriums werde es bis Ende Mai dauern, bis alle Lehrer ein erstes Impfangebot erhalten haben, erklärte die GEW-Landesvorsitzende Birgit Koch am Donnerstag in Wiesbaden. »Das muss deutlich schneller gehen, Hessen impft leider langsamer als die anderen Bundesländer.«
Es dürfe auch nicht vergessen werden, dass der volle Corona-Schutz nicht sofort nach der ersten Impfung gegeben sei. Für Kinder gebe es bislang überhaupt keinen zugelassenen Impfstoff. »Daher benötigen wir auch weiterhin höchste Gesundheitsschutzstandards an den Schulen«, betonte die hessische GEW-Landesvorsitzende.
Die Gewerkschaft machte sich zudem dafür stark, dass die Schüler ab Klasse sieben zumindest tageweise wieder in den Wechselunterricht zurückgeholt werden. Außerdem müsse wegen der Einschränkungen des Schulbetriebs besonders auf die ohnehin sozial benachteiligten Kinder sowie auf die Schüler mit Migrationshintergrund geachtet werden. Diese Kinder verfügten seltener über eigene digitale Geräte und könnten von zu Hause oft nicht ausreichend unterstützt werden. Grundschulen sollten nach Einschätzung der GEW deswegen spätestens zum kommenden Schuljahr in die Lage versetzt werden, diese Kinder intensiv und individuell zu fördern und zu unterstützen. Dazu seien zusätzliche Ressourcen für Grundschulen in allen Bereichen dringend erforderlich.
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) bietet Seminare an Schulen an, um bei der Corona-Testpflicht an den Schulen zu helfen. Nach Angaben des Vorsitzenden des DRK-Kreisverbandes Groß-Gerau, Thorsten Bonifer, gibt es das Schulungsangebot seitens des DRK und Kultusministeriums für alle Schulen im Land. Ein wichtiges Thema für die Lehrer sei bei den Seminaren der Umgang mit infizierten Schülern. »Oft sind Eltern besorgt, dass dann mit dem Finger auf ihr Kind gezeigt wird.«
Nach Einführung der Corona-Testpflicht für Schüler läuft auch eine Diskussion über regelmäßige oder sogar verpflichtende Tests für Kindergartenkinder. Die Stadt Frankfurt befürwortet einen solchen Schritt für Kita-Kinder. »Das wäre gut, denn Testen gibt Sicherheit und schützt«, sagte die Frankfurter Bildungsdezernentin Sylvia Weber (SPD). Die Tests sollten zu Hause von den Eltern durchgeführt werden, sodass ein Kind bei einem positiven Ergebnis erst gar nicht in die Kita kommen würde. Seit Beginn des Jahres hätten in den Frankfurter Kitas 6,5 Prozent der getesteten Kinder ein positives Ergebnis gehabt. In etwa jeder achten Kita sei das Virus an mindestens drei Menschen weitergegeben worden.
Ähnlich sieht das Thema Testpflicht auch Sabine Herrenbrück, die bei der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) in Darmstadt für die Kitas zuständig ist. »Dies sollte auf jeden Fall eingeführt werden«, sagte sie. Die EKHN könne als Träger Tests anbieten, allerdings gebe es keinen entsprechenden Beschluss der Regierung und daher auch keine Finanzierungszusage.
Die Gewerkschaft Verdi forderte, die Kita-Kinder mindestens wöchentlich von den Eltern mit kindgerechten Tests wie Lolly- und Gurgeltests oder Zungenabstrich testen zu lassen und den Einrichtungen das Testergebnis verbindlich mitzuteilen. Die Erzieherinnen sollten die Tests nur in Ausnahmefällen durchführen, da deren Arbeitsbelastung ohnehin schon sehr hoch sei.
»Hier muss das Land Hessen in Abstimmung mit den Trägern zügig ein kindgerechtes und medizinisch fundiertes Testangebot an Eltern machen«, erklärte Gewerkschaftssekretärin Kristin Ideler. Die Gewerkschaft GEW hat gefordert, die Testpflicht auf Kita-Kinder auszuweiten und die Tests zweimal die Woche zu Hause von den Eltern durchführen zu lassen.
Zumindest ein Testangebot für Kita-Kinder hatte die Vorsitzende der SPD-Fraktion im Landtag, Nancy Faeser, gefordert. »In Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen gibt es bereits entsprechende Angebote - ich kann keinen Grund erkennen, warum Hessen hier zögert«, sagte sie. Die Kosten der Tests für Kita-Kinder sollten Bund, Land und Kommunen zu gleichen Teilen tragen. dpa