26. September 2021, 23:41 Uhr

Hoffen und Bangen auch in Hessen

SPD und CDU liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen bei der Bundestagswahl. Begeisterungsstürme gibt es wegen der engen Entscheidung bei keiner Partei - auch nicht in Hessen.
26. September 2021, 23:41 Uhr
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Von DPA
Schlangestehen für die Stimmabgabe: Doch was das Votum der Wähler für die künftige Bundesregierung bedeutet, ist noch offen. FOTO: DPA

Hoffen und Bangen in Hessen nach den ersten Hochrechnungen zur Bundestagswahl: Der hessische SPD-Spitzenkandidat Michael Roth sprach am Sonntagabend von einem »super Ergebnis« für die Sozialdemokraten. Wenn sich dieser Trend im Laufe des Abends erhärte, gebe es Chancen für einen Regierungsauftrag für die SPD. »Vieles ist drin.« CDU-Ministerpräsident Volker Bouffier betonte ebenfalls den Willen seiner Partei, die Bundesregierung zu bilden. Nach dem voraussichtlich sehr knappen Wahlausgang werde es dann um die Frage gehen, wer eine stabile Mehrheit hinter sich bekomme, sagte der CDU-Bundesvize. »Wir sind bereit, diese Gespräche zu führen.«

Nach den ersten Hochrechnungen werde die künftige Bundesregierung wohl aus drei Partnern bestehen, sagte der Regierungschef. »Das wird anspruchsvoll. Aber ich glaube, dass das gelingen kann.« Bouffier hatte bereits kurz vor der Wahl gesagt: »Selbstverständlich können auch zweitplatzierte Parteien versuchen, eine Regierung zu bilden. Ich finde es albern, dass nun darüber diskutiert wird, ob nur der Erstplatzierte die moralische Legitimation hat, den Kanzler zu stellen.« Es komme nur darauf an, wer die meisten hinter sich bringe.

Mit Blick auf eine rechnerisch möglich Koalition aus CDU, Grünen und FDP sagte Bouffier: »Das ist das, was wir für richtig halten.« Entscheidend sei, dass wohl ein rot-rot-grünes Bündnis verhindert werden konnte. »Wir wollten nicht, dass das Land politisch links geführt wird.« Auch der bisherige Kanzleramtschef und hessische CDU-Spitzenkandidat Helge Braun sagte, es sei trotz der Verluste eine Bundesregierung unter CDU-Führung etwa mit den Grünen und der FDP möglich. »Das ist gut, aber die Verluste, die die Union eingefahren hat, die sind natürlich herb, die treffen uns.«

Die SPD-Landesvorsitzende Nancy Faeser betonte dagegen, das Ergebnis beweise, dass die Menschen in Deutschland eine SPD-geführte Bundesregierung mit einem Bundeskanzler Olaf Scholz haben wollten.

Nach den Hochrechnungen für den Ausgang der Bundestagswahl gibt es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen SPD und Union. Am späteren Abend lagen die Sozialdemokraten knapp vorne. Es folgten die Grünen vor der FDP und der AfD. Die Linke lag bei 5,0 Prozent.

Bei den Grünen herrschten gemischte Gefühle. Die hessischen Landesvorsitzenden Sigrid Erfurth und Philip Krämer sagten in einer ersten Reaktion: »Das Ergebnis ist ohne Zweifel nicht so gut, wie erhofft. Es ist allerdings das beste Ergebnis, dass wir jemals bei einer Bundestagswahl hatten.« Das Ergebnis gebe den Grünen eine starke Ausgangssituation in den kommenden Sondierungs- und Koalitionsverhandlungen.

Der Frankfurter Grünen-Kandidat Omid Nouripour sprach von einem historischen Ergebnis für seine Partei. »Aber wir hatten natürlich auch andere Ziele und sind unter unseren Möglichkeiten geblieben. Wir wollten auf Platz eins landen und haben das nicht geschafft.«

Der hessische FDP-Landtagsfraktionschef René Rock zeigte sich sehr erfreut über das Abschneiden der Liberalen. »Wir hatten ja schon letztes Mal ein hervorragendes Ergebnis. Das haben wir jetzt noch mal leicht getoppt. Das ist natürlich schön für uns.« Es sei auch eine super Ausgangsposition. »Wir sind gut vorbereitet auf Koalitionsverhandlungen.«

Die Landesvorsitzende der Liberalen, Bettina Stark-Watzinger, erklärte, die FDP sei belohnt worden für eine starke, konstruktive Oppositionspolitik und einen sehr engagierten Wahlkampf. »Wie es aussieht, konnten wir unser Ergebnis von 2017 verbessern«, sagte die hessische Parteichefin.

AfD-Co-Landessprecher Klaus Herrmann erklärte, das Ergebnis zeige, dass die Partei mittlerweile über eine solide Kernwählerschaft verfügen. Diese gelte es nicht nur zu festigen, sondern auch auszubauen. Die Wähler hätten bestätigt, wie wichtig echte konservative Politik als Korrektiv zum Linksruck aller anderen Parteien sei, erklärte AfD-Fraktionschef Robert Lambrou.

Bei der vergangenen Bundestagswahl im Jahr 2017 hatte die CDU in Hessen mit 30,9 Prozent vor der SPD mit 23,5 Prozent die meisten Zweitstimmen erzielt. Es folgten die AfD mit 11,9 und die FDP mit 11,5 Prozent vor den Grünen (9,7) und der Linken (8,1 Prozent).



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