14. März 2023, 20:26 Uhr

Herausforderung für Schulen

14. März 2023, 20:26 Uhr
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Von DPA
Nach der Aufnahme von rund 20 000 Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine an hessischen Schulen zieht Kultusminister Alexander Lorz (CDU) eine Bilanz. FOTO: DPA

Bad Schwalbach - Hessenweit lernen mehr als 350 ukrainische Schülerinnen und Schüler vollständig in Regelklassen, da sie gut genug Deutsch sprechen. Zuvor waren die Kinder und Jugendlichen gemeinsam mit anderen Zugewanderten in Intensivklassen unterrichtet worden. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine vor mehr als einem Jahr sind knapp 20 000 ukrainische Kinder und Jugendliche in hessischen Schulen aufgenommen worden. Das erklärte Kultusminister Alexander Lorz (CDU) am Dienstag bei einem Besuch in einer Schule in Bad Schwalbach im Taunus.

»Niemals zuvor besuchten so viele schutzsuchende Kinder und Jugendliche aus weltweiten Krisengebieten so viele Intensivsprachfördermaßnahmen in Hessen«, sagte Lorz. Von den mehr als 34 000 Schülern in diesen Klassen kämen aktuell knapp 16 000 aus der Ukraine. Rund 11 000 Kinder und Jugendliche stammen aus Ländern außerhalb der EU wie Afghanistan, Syrien oder Somalia.

Intensivklassen fürs Deutschlernen

Die zugewanderten Seiteneinsteiger würden zunächst keinem Bildungsgang zugewiesen, erklärte Christopher Textor, Abteilungsleiter im Kultusministerium. Während es in den Intensivklassen vorrangig um das Deutschlernen gehe, würden die Kinder und Jugendlichen in Fächern wie Mathe oder Englisch teilweise in der Regelklasse unterrichtet. Sobald die Deutschkenntnisse ausreichen, lernen sie komplett gemeinsam mit den anderen Kindern.

Von den mehr als 350 jungen Ukrainerinnen und Ukrainern, die vollständig in eine Regelklasse wechseln konnten, besuchen rund 50 ein Gymnasium, wie Textor erläuterte. Fast genauso viele gingen auf eine Integrierte Gesamtschule, rund 40 auf eine Realschule. Die übrigen sind noch im Grundschulalter oder besuchen beispielsweise eine Hauptschule.

Von den jungen Ukrainerinnen und Ukrainern, die in den vergangenen Monaten Intensivklassen besuchten, hätten rund 3000 inzwischen Hessen wieder verlassen - sei es wegen eines Umzugs in ein anderes Bundesland oder weil sie in die Heimat zurückkehrten, sagte Textor.

Der Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW Hessen, Thilo Hartmann, erklärte, die Integration stelle die Geflüchteten, aber auch die Schulen vor große Herausforderungen. Die Schulen hätten schon zuvor unter großem Personalmangel und großer Arbeitsbelastung gelitten. »Für die Bewältigung einer solchen Situation sind sie, trotz allem Engagement der Lehrkräfte, nicht gut vorbereitet.«

Platz - und Personalmangel

»Insgesamt kann man sagen, dass es vor allem die Grundschulen und die Gesamtschulen sind, die den Großteil der Integrationsleistung erbringen, wobei auch die Gymnasien nicht außen vor bleiben«, erklärte Hartmann. Er kritisierte, dass wegen des Personalmangels die Klassenhöchstgrenze in den Intensivklassen erhöht worden sei, während die Zahl der zugewiesenen Stunden bereits 2016 gesenkt worden sei. »Das heißt: viel mehr Schülerinnen und Schüler, viel weniger Zeit für jeden Einzelnen«, sagte Hartmann.

Die Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine stünden oft unter einem sehr großen Druck. Neben dem Besuch der deutschen Schule hätten viele am Nachmittag ukrainischen Online-Unterricht. Oft hätten die Familien ja die Rückkehr in die Heimat fest im Blick.

Für geflüchtete Kinder aus anderen Ländern habe sich die Situation seit 2022 deutlich verschlechtert, kritisierte der Gewerkschaftschef. Die Kinder merkten, dass sie in der öffentlichen Debatte anders wahrgenommen würden als ihre ukrainischen Mitschüler, obwohl auch sie häufig aus Kriegs- und Krisenregionen stammten.

Neben den Schülern sind in den zurückliegenden Monaten auch rund 300 ukrainische Lehrkräfte und Personal mit professioneller pädagogischer Erfahrung an Hessens Schulen aufgenommen worden, wie Lorz erklärte.

Andrea Löbbecke, DPA



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