- Das monatelang drohende und nun angekündigte Aus der Geburtsstation im mittelhessischen Dillenburg ist auf deutliche Kritik gestoßen. Zweifel gebe es, »dass tatsächlich alles unternommen wurde, um die Geburtsklinik zu retten«, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der Linken-Fraktion im Landtag, Petra Heimer. Auch seitens des Landes habe es »keinerlei erkennbare Initiative« zur Unterstützung der Station gegeben. Die Linke sieht mit der Schließung der Abteilung die Versorgungssicherheit gefährdet.
Die Lahn-Dill-Kliniken hatten in den vergangenen Monaten versucht, drei leitende Mediziner für die Geburtshilfe am Standort Dillenburg zu finden, um die Abteilung zu erhalten. Die Suche blieb erfolglos, hieß es in einer Erklärung vom Wochenende. Daher könne die Station nach dem 31. Dezember 2022 nicht weiterbetrieben werden. Für werdende Mütter bedeutet dies längere Fahrtzeiten zum nächsten Krankenhaus-Kreißsaal, denn sie müssen nach Siegen, Marburg, Wetzlar oder Gießen ausweichen.
Das hessische Sozialministerium bedauerte den Entschluss der Klinik zur Aufgabe der Station. Es betonte, dass die Versorgung der Schwangeren in der Region aber gesichert sei. »Insbesondere in dem bevölkerungsreichen Tal der Dill sind die Krankenhäuser in Wetzlar oder in Siegen innerhalb einer Frist von 30 Minuten zu erreichen«, teilte eine Sprecherin mit. Um den Betroffenen eine sichere Geburt zu ermöglichen, habe man die Lahn-Dill-Kliniken und die Träger des Rettungsdienstes gebeten, »die rettungsdienstliche Versorgung so aufzustellen, dass eine optimale Versorgung in den nächstgelegenen geeigneten Krankenhäusern möglich ist«. Die Kritik der Opposition wies das Ministerium zurück.
Hintergrund für die Situation in Dillenburg ist nach früheren Angaben der Klinik die Kündigung einer Ärztin sowie der bevorstehende Ruhestand zweier weiterer Mediziner. Die Geburtsstation ist demnach eine reine Belegabteilung, für die das kooperative Belegarztsystem gilt. Dafür brauche es mindestens drei Fachärzte.
Bis zur Schließung werden die Schwangeren wie bisher betreut, wie eine Kliniksprecherin am Dienstag mitteilte. »Bis zu welchem Datum Schwangere zur Entbindung aufgenommen werden, klären wir aktuell gemeinsam mit den Hebammen und Belegärzten vor Ort.« Geplant ist, weiterhin zumindest eine gynäkologische Versorgung am Standort anzubieten. Das Leistungsspektrum umfasse gynäkologische Standardoperationen. Werdende Mütter könnten bis zur 24. Schwangerschaftswoche behandelt werden.
Das Sozialministerium arbeite intensiv daran, die Auswirkungen der Schließung möglichst gering zu halten. Damit auch im Lahn-Dill-Kreis eine Wahlfreiheit für werdende Mütter bestehe, bietet man an, die Lahn-Dill-Kliniken in Wetzlar bei der Einführung eines »Hebammengeleiteten Kreißsaals« zu unterstützen. In den letzten zehn Jahren machten in Hessen 13 Geburtshilfestationen von Kliniken dicht. Nach Angaben des Sozialministeriums gibt es derzeit rund 40 Krankenhäuser, in denen Hessinnen ihre Kinder zur Welt bringen können. dpa