- Fraport hat den Wert noch mal gesenkt. Bis zum Jahr 2030 sollen jetzt maximal 50 000 Tonnen CO2-Ausstoß pro Jahr anfallen - bislang lag das Etappenziel bei 75 000 Tonnen. Das gilt allerdings nur für jene zehn Prozent Emissionen, für die die Flughafenbetreiberin selbst verantwortlich ist - etwa für Gebäude oder die Fahrzeuge der Bodenverkehrsdienste auf dem Vorfeld. Die Airlines sind eine andere Baustelle und werden auf absehbare Zeit nicht auf fossile Energieträger verzichten.
Fraport-Vorstandsvorsitzender Stefan Schulte begründete das Nachschärfen mit der »Verantwortung als Stakeholder«, aber auch mit dem wachsenden gesellschaftspolitischen Druck. Die Sensibilität der Fluggäste wachse. »Irgendwann wollen die meisten Passagiere grün fliegen.« Darauf gelte es sich vorzubereiten. »Die Luftfahrtbranche muss einen starken Beitrag zum Schutz unseres Weltklimas leisten und dabei deutlich schneller agieren als in den vergangenen Jahren.«
Vermeiden statt Kompensieren
Aktuell liegt der Konzern in Frankfurt bei einer Reduktion von 50 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990. Bis 2030 sollen es 87 Prozent sein. Bis 2045 strebt Fraport die CO2-Neutralität an sämtlichen Standorten an. Ohne Kompensation, wie Schulte betont. Der Erwerb von Zertifikaten eigne sich nicht, klimaschädliche Emissionen auszugleichen, im Mittelpunkt müsse Vermeiden und Reduzieren stehen. »Wir verlassen uns nicht auf die künftige Wirksamkeit von Kompensationsmaßnahmen.«
Im Zentrum der »Dekarbonisierungsstrategie« steht der künftige Strommix, gewonnen aus der Natur. Die Vorgabe: Vom Jahr 2026 an stammt er maßgeblich aus erneuerbaren Quellen. Rund 85 Prozent des Bedarfs liefert die Offshor-Windanlage, die der Energieversorger EnBW derzeit in der Nordsee errichtet. Fraport hat sich verpflichtet, neun Prozent der »Ernte« abzunehmen, das sind 85 Megawatt. Bis sich die Rotoren dort drehen, wird bei Anbietern bestehender Anlagen an der Küste eingekauft.
Wenn der Wind nicht weht, soll die Sonne dafür sorgen, dass die wachsende Zahl an Elektrofahrzeugen auf dem Vorfeld nicht stehen bleibt, die Bahnen ausgeleuchtet sind oder die Temperaturen in den Terminals im Sommer wie Winter erträglich bleiben. Auf dem Dach einer Frachthalle in der Cargo-City-Süd ging im März des Jahres 2021 eine konventionell angelegte Fotovoltaikanlage auf einer Fläche von 13 000 Quadratmetern in Betrieb mit einer Spitzenleistung von gut 1,5 Megawatt. Perspektivisch sollen auf neuen Gebäuden, etwa dem Parkhaus für Terminal 3, weitere hinzukommen.
Nicht senkrecht, sondern schräg angeordnet ist die Modellanlage am südwestlichen Ende der Startbahn West mit 20 Panels und einer Leistung von 8,4 Kilowatt.
Beidseitige Glasmodule nehmen das Sonnenlicht aus östlicher und westlicher Richtung auf. Die dreireihige Anordnung möchte das Unternehmen Fraport zunächst entlang der Startbahn erweitern. Final soll sich die Anlage auf einer Länge von 2,6 Kilometern parallel zur Runway erstrecken und dann in der Spitze eine Leistung von bis zu 13 Megawatt erbringen.
Der Vorteil gegenüber der Dachversion: Trotz geringen Flächenverbrauchs kann das Sonnenlicht ganztägig optimal einfallen. Der darunterliegende Boden ist kaum beeinträchtigt, da die Anlage weder Niederschläge zurückhält noch für permanente Verschattung sorgt. »Wir erwarten einen maximalen Stromertrag bei gleichzeitig minimalem Eingriff in die Natur«, sagt Marcus Keimling, Leiter der Fraport-Netzdienste. »Unsere Grünflächen sind im Hinblick auf ihre Biodiversität nahezu einmalig.« Noch Zukunftsmusik ist die Speicherung der Energie dezentral am Standort selbst, aber auch anderorts in größeren Dimensionen.
Neben der veränderten Zusammensetzung des Strommixes und dem Ausbau alternativer Antriebe arbeitet Fraport weiter daran, in Frankfurt die Infrastruktur klimafreundlich zu ertüchtigen. Dazuzählen eine »intelligente, bedarfsgerechte Gebäudetechnik bei Klimatisierung und Beleuchtung« sowie die weitere Umrüstung auf LED.
Im Gespräch mit Airlines und Bahn
Außerhalb des eigenen Wirkungsbereichs bemüht sich der Konzern laut Schulte ebenfalls, den Klimaschutz voranzutreiben. Mit den Airlines, der Deutschen Bahn und im Austausch mit anderen Branchenvertretern sowie ansässigen Unternehmen werde über Kooperationen nachgedacht. Etwa damit die Turbinen nicht mehr laufen müssen, um das am Boden stehende Flugzeuge zu klimatisieren.
Stattdessen könnte der Flughafen Fraport von außen Energie liefern - was andernorts schon Praxis ist. Beim Thema Alternative zum Kerosin zeigt sich der Vorstandsvorsitzende offen, sofern diese und andere politische Initiativen nicht zur Wettbewerbsverzerrung führten. Dem Klima sei dann damit nicht gedient. »Dann wird das Fliegen nur in Europa teurer, weichen Fluggäste schlicht auf andere Routen aus.«