15. Dezember 2022, 21:53 Uhr

Frankfurterisch hoit unn gessdän

Der Sprachforscher und Germanist Carsten Keil hat untersucht, wie sich die Frankfurter Mundart im Laufe der Zeit verändert hat.
15. Dezember 2022, 21:53 Uhr
Vertieft: Carsten Keil forscht zum Frankfurter Stadtdialekt. FOTO: PRIVAT

Ihre CH-Koronalisierung und Ihre Spirantisierung von B und G ist wirklich ausgeprägt. Und Ihre A-Schwa-Tilgung ist wirklich meisterlich. Was? Das klingt für Sie alles Chinesisch? Nun keineswegs, denn es ist Frankfurterisch. Besser gesagt Neu-Frankfurterisch oder wie es Carsten Keil bezeichnet: »RMV-Hessisch«.

Keil ist hauptberuflich in der Vermögensverwaltung tätig, doch in seiner Freizeit auch Sprachforscher. Er ist Kooptierter des Deutschen Sprachatlas. »Früher hätte man Privatgelehrter gesagt.« Vor gut fünf Jahren promovierte der 52-Jährige in Germanistik am Deutschen Sprachatlas, seine Dissertation beschäftigte sich mit einem selbst entwickelten »Vokaljäger«, einem Machine-Learning-Algorithmus, der den Frankfurter Dialekt phonetisch messen soll. »Das Frankfurterische hat mich seit jeher interessiert«, sagt der gebürtige Frankfurter, der fast ohne Unterbrechung sein ganzes Leben in der Mainmetropole verbracht hat.

Frankfurterisch in drei Zeitabschnitten

Keil versucht den »untergegangenen Frankfurter Stadtdialekt« zu dokumentieren, publiziert das Frankfurter Aussprachewörterbuch in analoger und digitaler Form. Und damit sind wir direkt im Thema drin. Der 52-Jährige unterteilt die Frankfurter Sprache in drei Zeitabschnitte. Das heute gesprochene Neu-Frankfurterisch, das klassische Frankfurterisch aus der Zeit um 1920 und das bereits erwähnte (untergegangene) alte Frankfurterisch um 1850 und genaugenommen noch ältere Sprachteile aus der Zeit um 1800 herum. »Das alte Frankfurterisch spricht heute niemand mehr«, sagt er. Dazu zählen Begriffe wie Fraind, Daiwwl, Flesch oder Pert. Auch der I-Diminutiv nach dem S ist nicht mehr präsent. So sagen Frankfurter heute eben Hoisschä statt Hoisi.

»Es gibt so 50 Kriterien, was man als Frankfurterisch definieren kann«, sagt Keil. Beispielsweise das abfallende E oder N, etwa beim Wort essen. »Isch ess« heißt das. Oder die andere Aussprache von »nicht«, »das« oder »wir«. Däs saache mäa nätt. Bei der Erforschung des Dialekts von 1800 bis 1920 half Keil natürlich die Literatur. Menschen wie Hans Ludwig Rauh oder Johann Joseph Oppel forschten zu ihren Lebzeiten zur Frankfurter Mundart und schrieben die Erkenntnisse nieder.

Den aktuellen Stand des Neu-Frankfurterischen hat der Dialektforscher aus Sprachaufnahmen der letzten Jahrzehnte gewonnen. Daran erkannte er, dass manche dieser 50 Kriterien noch heute gesprochen werden. »Aber bei Weitem nicht mehr alle.« Manche seien jedoch nicht einfach verschwunden, sondern haben sich umgewandelt. So wurde früher »fliegen« als flieje oder »morgen« als mooaje ausgesprochen. Mittlerweile sind es eher fliesche und moasche. Und es seien auch ganz neue entstanden: Was früher khald und ald war ist heute kaal und aal.

Nach all den Beispielen stellt sich noch die Frage, wo denn die Grenze zum Hessischen liegt? Da spricht Keil vom archaischen Ur-Hessisch, das es in Reinform nur noch in Dörfern gibt, vielleicht etwa im Wetterauer Hinterland. Im Ur-Hessischen sind fast alle Vokale verdreht. Statt »lieb« würde man vielmehr leib sagen oder statt »schlafen« schlofe. Der zweite große Unterschied ist ein Rhotazismus. Dabei wird ein zwischen Vokalen stehendes T zu R. Also statt Wetterau dann Werrera. »Im Vergleich zum Frankfurterischen ist das für andere eher unverständlich.«

Menschen, die nur noch reinen archaisch hessischen Dialekt sprechen, seien mit der Einführung des Rundfunks quasi ausgestorben. In der Regel »switchen« die Menschen zwischen dem regionalen Frankfurterisch und Hessisch.

Interessant, wenn man ganz Hessen betrachtet: Bei Kassel verläuft die sogenannte Benrather Linie. Diese trennt das Hochdeutsche vom Niederdeutschen. Ganz im Norden Hessens herrsche also das Niederdeutsche oder Norddeutsche vor. Um Marburg rum gibt es das Zentralhessische (Ur-Hessisch), so Keil. Im Darmstädter Bereich ist das Südhessische oder Rheinfränkische verbreitet. Und Frankfurt liegt direkt zwischen dem Zentralhessischen und Rheinfränkischen.

Frankfurterisch ist stabiler Dialekt

Angst, dass das Frankfurterische von anderen Dialekten vertrieben wird, brauche man aber nicht haben. »Das ist stabil«, sagt Keil. Es ist fast eher das Gegenteil. Um 1920 sprach man in Berkersheim noch Zentralhessisch. Ebenso, wenn auch mit abgemilderter Archaik, in Sachsenhausen und Oberrad. Mittlerweile ist dort auch Neu-Frankfurterisch vorherrschend. »Dieser Dialekt ist das, was uns hier ausmacht.«

Das Frankfurter Aussprachewörterbuch gibt es unter frankfurterisch.org im Internet.

Wetzlar - An seinem Markenkern, der fest gründet im christlichen Glauben, will »Der Sinnsender«, wie sich der ERF Medien e.V. selbst bezeichnet, keinesfalls rütteln. Veränderte Realitäten aber zwingen auch den gemeinnützigen Verein, der in Dalheim Hörfunk- und Fernsehprogramme sowie Internetangebote mit christlich-evangelikalen Inhalten produziert, zu einem Wandel.

Die Mitteilung aus dem Medienhaus lässt da schon mal aufhorchen: Mit »Mehr Beweglichkeit für eine Welt mit weniger christlichem Glauben« ist sie überschrieben. Der Sender wolle die Weichen stellen für die »neue wirtschaftliche Realität in Deutschland und künftige gesellschaftliche Herausforderungen« heißt es. Die Konsequenzen: Der ERF will sich neu organisieren und anders arbeiten als bisher.

Es geht aber auch um Geld. Sachkosten sollen reduziert werden. Ebenso die Personalstärke. Bei ERF Medien e. V. stehen aktuell 170 Mitarbeiter in Lohn und Brot, wie Gesina Schneider, Bereichsleiterin Marketing/Kommunikation, sagt. Wie viele Beschäftigte es bis zum Ende des Prozesses in einem Jahr sein werden, lasse sich jetzt noch nicht sagen.

Neben Inflation, steigenden Energiekosten und anhaltender Spendenzurückhaltung will sich das christliche Medienhaus auf eine immer schnellere Veränderung von Medienplattformen und Nutzerverhalten »in einer immer weniger christlich geprägten Gesellschaft einstellen«. »Die letzte Erhebung hat ja gezeigt, dass weniger als 50 Prozent der Deutschen einer der beiden christlichen Kirchen angehören«, sagt Gesina Schneider. »Die Christen werden weniger.«

Mehr Tempo und Zusammenarbeit

Weniger werden auch die Spenden. Beobachtet wird hier eine anhaltende Zurückhaltung. Der ERF finanziert sich über Spenden. Pro Jahr sind das nach den Worten der Sprecherin 15 Millionen Euro. Diese Summe aber nimmt bereits merklich ab. Auch hier machten sich Inflation und steigende Energiekosten bemerkbar und wirkten wie eine Bremse.

»Wir wollen auch in die Welt von morgen die gute Nachricht von Jesus Christus wirksam hineinsprechen. Dafür brauchen wir mehr Beweglichkeit, Geschwindigkeit, Flexibilität und Zusammenarbeit mit Partnern. Und wir brauchen eine konsequentere Orientierung an den sich verändernden Bedürfnissen der Menschen, die unsere Medienangebote nutzen oder unterstützen«, wird der ERF-Vorstandsvorsitzende Jörg Dechert zitiert. Im Mai dieses Jahres hatte der ERF noch ein neues Medienhaus in Dalheim eingeweiht. Knapp 26 Millionen Euro kostete das Projekt, großteils finanziert von privaten Spendern. Schon seinerzeit hatte Dechert mit Blick auf das neue Haus erklärt: »Ich denke, wir werden schneller und weniger bürokratisch.« Auch crossmedialer wollte der ERF werden. Der ERF will die Bedeutung von Hierarchie sowie die Anzahl von Führungskräften reduzieren. Die wesentlichen Medien- und Programmangebote von ERF, die es auf verschiedenen Kanälen gibt, blieben aber alle erhalten. Da sich mit der Umstrukturierung auch die Jobbeschreibung ändert, werden die Stellen ausgeschrieben. Für alle Mitarbeiter biete der ERF ein transparentes Bewerbungsverfahren an. »Dabei wird es einen weitgehenden Bestandsschutz für die Gehälter geben«, sagt Christian Kolb, geschäftsführender Vorstand des ERF. Bis Ende nächsten Jahres sollen, eben mit Blick auf Inflation und Spendenrückgänge, Sachkosten und Personalstärke reduziert werden. »Wir sind zuversichtlich, dass wir dies durch natürliche Fluktuation sowie einvernehmliche und sozialverträgliche Maßnahmen erreichen können«, sagt Christian Kolb. Holger Sauer

Friedberg - Alle Gäste in Weiß gekleidet, angesagte Stars wie »Alle Farben« und die FFH-Moderatoren Daniel Fischer, Julia Nestle und Evren Gezer - das sind die Zutaten für die »FFH-Just White«-Party auf der Friedberger Seewiese. Bis zu 10 000 Besucher finden am 24. Juni 2023 auf dem Gelände Platz. Die Veranstaltung ist Teil des Friedberg Open Airs (23. bis 25. Juni) und beginnt um 19 Uhr. Tickets gibt es ab sofort im FFH-Ticketshop. pm

Bad Karlshafen - Eine der Polizei und der Bevölkerung nicht bekannte Übung der Bundeswehr hat im nordhessischen Bad Karlshafen für einen Fehlalarm an zwei Schulen gesorgt. Bewohner hatten am Dienstagmittag die Polizei alarmiert, weil sie vermummte und bewaffnete Personen in Tarnkleidung im Bereich der Schulen beobachtet hatten, erklärte die Polizei gestern.

Eine der beiden Schulen sei daraufhin vorsorglich in Kenntnis gesetzt worden, führte der Polizeisprecher aus. Es seien umgehend mehrere Streifen geschickt worden. Auch habe man Kontakt mit der Bundeswehr aufgenommen. Vor Ort habe der Sachverhalt schnell geklärt werden können. Die Bundeswehr bestätigte, dass 27 Soldaten im Rahmen eines Orientierungsmarsches in Bad Karlshafen unterwegs gewesen seien. Die Gemeindeverwaltung sei informiert gewesen. dpa



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