Die Frankfurter Buchmesse hat nach fünf Messetagen ein überaus positives Fazit des diesjährigen Messegeschehens gezogen. Mehr als 70 000 Menschen hätten die »erste große Präsenzveranstaltungen der internationalen Buchbranche« seit Beginn der Coronavirus-Pandemie besucht, unter ihnen 36 000 Fachbesucherinnen und -besucher aus 105 Ländern, teilte die Buchmesse mit. Insgesamt 2013 Unternehmen aus 80 Ländern hätten sich auf dem Frankfurter Messegelände präsentiert, allein 2500 Medienvertreter seien akkreditiert gewesen, hieß es. Die Zahlen blieben damit deutlich hinter denen der vergangenen Jahre zurück: 2019 hatten noch 300 000 Menschen die Messe besucht.
Das digitale Angebot der Buchmesse mit zahlreichen Livestreams wurde in den vergangenen Tagen intensiv genutzt: Insgesamt 130 000 Menschen aus der ganzen Welt hätten die Website der Buchmesse seit vergangenen Dienstag aufgerufen, hieß es. Juergen Boos, der Direktor der Buchmesse, sagte, der Erfolg der Messe habe »angesichts der weltweit geltenden Reisebeschränkungen unsere Erwartungen weit übertroffen«. Es zeige sich, »wie resilient und kreativ unsere Branche ist«. In den Messehallen habe man die Wiedersehensfreude förmlich spüren können, so Boos. Karin Schmidt-Friderichs, die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, sagte, die Branche befinde sich in Aufbruchsstimmung. Das Buch habe durch die Messe eine »weithin sichtbare Bühne bekommen«, so Schmidt-Friderichs.
Plädoyer für die Freiheit des Wortes
Die Veranstalter nahmen auch noch einmal zur Debatte über rechte Verlage auf der Buchmesse Stellung. Nachdem die Autorin Jasmina Kuhnke die Präsentation ihres Buches »Schwarzes Herz« auf der Buchmesse abgesagt hatte, weil sie sich durch die Präsenz der neurechten Verlage Jung-europa und Oikos nicht sicher fühle, hatten sich weitere Autorinnen und Autoren dem Boykott angeschlossen, unter ihnen viele Schwarze und People of Colour. Die Buchmesse bedauere die Absagen zutiefst, sagte Boos dazu. »Die Stimmen dieser Autorinnen und haben gefehlt.« Für die Buchmesse gelte aber weiterhin der Grundsatz, dass die Meinungsfreiheit »nicht über die vom Staat gezogenen Grenzen hinaus« eingeschränkt werden dürfe. »Die Freiheit des Wortes ist für uns nicht verhandelbar«, sagte Boos. Die Sicherheit müsse jedoch maximal gewährleistet werden, »sodass jede und jeder Einzelne sich frei und sicher fühlen kann, die Messe zu besuchen«. Als Veranstalter »verwahren wir uns mit aller Schärfe gegen die Instrumentalisierung unserer Veranstaltungen«. Börsenverein-Vorsteher Schmidt-Friderichs betonte, es habe sich gezeigt, »dass es gesellschaftliche Debatten gibt, die wir intensiv weiterführen müssen und werden - so etwa die zur Bekämpfung von Rassismus oder die zum Umgang mit extremen politischen Positionen in unserer Gesellschaft und auf Buchmessen«.
Absagen zutiefst bedauert
»Ich finde es schlimm und ich mache mir auch Sorgen, richtig große Sorgen, wenn ich lese, dass Autorinnen Angst haben, nach Frankfurt zu fahren, weil sie hier auf rechtsradikale Verlage und Autoren treffen könnten«, sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann am Sonntag in der Frankfurter Paulskirche. Die Freiheit des Wortes sei ein hohes Gut, so der SPD-Politiker. Aber: »Die Würde des Menschen ist das größte Gebot unserer Verfassung.« Zuvor hatte die Frankfurter Integrationsdezernentin Nargess Eskandari-Grünberg (Grüne) als Konsequenz aus der Debatte Gespräche mit der Buchmesse angekündigt: »Es kann nicht sein, dass in der Stadt der Paulskirche, der Wiege der Demokratie, Menschen einer Messe fernbleiben, weil sie sich bedroht fühlen.«