15. Dezember 2022, 22:03 Uhr

ERF aus Wetzlar in neuer Realität

15. Dezember 2022, 22:03 Uhr
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Aus der Redaktion
Das neue ERF-Medienhaus in Dalheim. FOTO: HOLGER SAUER

- An seinem Markenkern, der fest gründet im christlichen Glauben, will »Der Sinnsender«, wie sich der ERF Medien e.V. selbst bezeichnet, keinesfalls rütteln. Veränderte Realitäten aber zwingen auch den gemeinnützigen Verein, der in Dalheim Hörfunk- und Fernsehprogramme sowie Internetangebote mit christlich-evangelikalen Inhalten produziert, zu einem Wandel.

Die Mitteilung aus dem Medienhaus lässt da schon mal aufhorchen: Mit »Mehr Beweglichkeit für eine Welt mit weniger christlichem Glauben« ist sie überschrieben. Der Sender wolle die Weichen stellen für die »neue wirtschaftliche Realität in Deutschland und künftige gesellschaftliche Herausforderungen« heißt es. Die Konsequenzen: Der ERF will sich neu organisieren und anders arbeiten als bisher.

Es geht aber auch um Geld. Sachkosten sollen reduziert werden. Ebenso die Personalstärke. Bei ERF Medien e. V. stehen aktuell 170 Mitarbeiter in Lohn und Brot, wie Gesina Schneider, Bereichsleiterin Marketing/Kommunikation, sagt. Wie viele Beschäftigte es bis zum Ende des Prozesses in einem Jahr sein werden, lasse sich jetzt noch nicht sagen.

Neben Inflation, steigenden Energiekosten und anhaltender Spendenzurückhaltung will sich das christliche Medienhaus auf eine immer schnellere Veränderung von Medienplattformen und Nutzerverhalten »in einer immer weniger christlich geprägten Gesellschaft einstellen«. »Die letzte Erhebung hat ja gezeigt, dass weniger als 50 Prozent der Deutschen einer der beiden christlichen Kirchen angehören«, sagt Gesina Schneider. »Die Christen werden weniger.«

Mehr Tempo und Zusammenarbeit

Weniger werden auch die Spenden. Beobachtet wird hier eine anhaltende Zurückhaltung. Der ERF finanziert sich über Spenden. Pro Jahr sind das nach den Worten der Sprecherin 15 Millionen Euro. Diese Summe aber nimmt bereits merklich ab. Auch hier machten sich Inflation und steigende Energiekosten bemerkbar und wirkten wie eine Bremse.

»Wir wollen auch in die Welt von morgen die gute Nachricht von Jesus Christus wirksam hineinsprechen. Dafür brauchen wir mehr Beweglichkeit, Geschwindigkeit, Flexibilität und Zusammenarbeit mit Partnern. Und wir brauchen eine konsequentere Orientierung an den sich verändernden Bedürfnissen der Menschen, die unsere Medienangebote nutzen oder unterstützen«, wird der ERF-Vorstandsvorsitzende Jörg Dechert zitiert. Im Mai dieses Jahres hatte der ERF noch ein neues Medienhaus in Dalheim eingeweiht. Knapp 26 Millionen Euro kostete das Projekt, großteils finanziert von privaten Spendern. Schon seinerzeit hatte Dechert mit Blick auf das neue Haus erklärt: »Ich denke, wir werden schneller und weniger bürokratisch.« Auch crossmedialer wollte der ERF werden. Der ERF will die Bedeutung von Hierarchie sowie die Anzahl von Führungskräften reduzieren. Die wesentlichen Medien- und Programmangebote von ERF, die es auf verschiedenen Kanälen gibt, blieben aber alle erhalten. Da sich mit der Umstrukturierung auch die Jobbeschreibung ändert, werden die Stellen ausgeschrieben. Für alle Mitarbeiter biete der ERF ein transparentes Bewerbungsverfahren an. »Dabei wird es einen weitgehenden Bestandsschutz für die Gehälter geben«, sagt Christian Kolb, geschäftsführender Vorstand des ERF. Bis Ende nächsten Jahres sollen, eben mit Blick auf Inflation und Spendenrückgänge, Sachkosten und Personalstärke reduziert werden. »Wir sind zuversichtlich, dass wir dies durch natürliche Fluktuation sowie einvernehmliche und sozialverträgliche Maßnahmen erreichen können«, sagt Christian Kolb. Holger Sauer



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