17. Februar 2023, 20:22 Uhr

Alltagsrassismus wird häufiger wahrgenommen

17. Februar 2023, 20:22 Uhr
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Von DPA
Reiner Becker

- Die Zahl der Menschen, die nach rassistischen Vorfällen Rat suchen, hat nach Experteneinschätzung bundesweit und auch in Hessen in den vergangenen zwei bis drei Jahren spürbar zugenommen. Das dürfte auch daran liegen, dass solche Vorfälle, von denen sehr viele Menschen betroffen seien, mittlerweile klarer gesehen und benannt würden, sagte Reiner Becker, Leiter des an der Philipps-Universität Marburg angesiedelten Demokratiezentrums Hessen. Für Becker steht das auch im Zusammenhang mit der Aufarbeitung und Debatte über Taten wie den rassistische Anschlag in Hanau, der sich an diesem Sonntag zum dritten Mal jährt.

»Diesen Morden liegen Einstellungen und Vorurteile zugrunde, die weitverbreitet und nicht abstrakt sind«, sagte Becker. Umso wichtiger sei die Arbeit, die Initiativen nicht nur in Hanau, sondern auch bundesweit leisteten, um auf das Thema aufmerksam zu machen.

In Hanau hatte am 19. Februar 2020 ein 43-jähriger Deutscher neun Menschen aus rassistischen Motiven erschossen. Hinterbliebene und Überlebende hatten sich in einer Initiative zusammengeschlossen, die für eine lückenlose Aufklärung der Tat und Konsequenzen eintritt.

Aus Sicht Beckers war dieser Zusammenschluss der Opfer-Angehörigen ein wesentlicher Schritt, den es in dieser Form bei anderen rassistischen Taten wie dem Brandanschlag in Mölln im Jahr 1992 oder dem Anschlag in Halle im Jahr 2019 nicht gegeben habe. Er habe den Stimmen und Perspektiven der Betroffenen eine breite Resonanz ermöglicht.

Im Kampf gegen Rechtsextremismus sieht Becker auch gewisse Fortschritte - beispielsweise durch die Umsetzung von Maßnahmen aus dem noch vom damaligen Kabinett im Jahr 2020 beschlossenen 89-Punkte-Plan gegen Rassismus und Rechtsextremismus. »Wir werden aber mit Programmen das Problem alleine nicht bewältigen können.«

Das zeige sich etwa am Phänomen der Reichsbürger, aber auch an diffuseren Strömungen, die sich zuletzt während der Corona-Pandemie entwickelt hätten. dpa



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